Landwirtschaft: EU will Schul-Obst servieren

(c) Bilderbox (Erwin Wodicka)
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Kommission schlägt Ländern vor, Obst und Gemüse gratis zu verteilen. Die Minister sind noch uneins.

BRÜSSEL. Wer wird in den sauren Apfel beißen? Hoffentlich sehr bald sehr viele Schulkinder – und gar so sauer braucht der Apfel ja nicht zu sein. Hauptsache gesunde Ernährung – so lautet die Devise der EU-Kommission, der obersten Verwaltungsbehörde Europas. Sie will, dass in den 27 EU-Staaten künftig mehr Obst und Gemüse an den Schulen verteilt wird – und zwar möglichst gratis, dank EU-Förderung. Die käme freilich aus den EU-Töpfen in Brüssel, die davor bereits von den EU-Ländern selbst gefüllt wurden. Außerdem sollten die Länder nationale Mittel zuschießen.

Hintergrund dieser Maßnahme ist, dass immer mehr Kinder und Jugendliche zu dick werden – nicht nur, weil sie sich zu wenig bewegen, sondern auch, weil an Automaten oder in der Schulkantine ungesunde Snacks und Soft-Drinks angeboten werden, die besonders viel Zucker enthalten. Die EU-Staaten sollten daher die Wende herbeiführen und mit EU- sowie nationalen Mitteln mehr Obst und Gemüse auf den Speiseplan der Schüler setzen. Gestern, Dienstag, berieten erstmals die Agrarminister aller EU-Staaten über diese Idee. Österreich war durch eine Beamtin des Ministeriums vertreten.

Schulmilch als Vorbild

Am Dienstag gelang allerdings – noch – kein Kompromiss: Einige Länder, darunter Österreich, haben wenig Sympathie dafür, dass Obst und Gemüse gratis an die Schüler abgegeben werden. „Was nichts kostet, ist nichts wert“, lautet die Ansicht, die von mehreren Hauptstädten geteilt wird. Lieber wolle man sich an dem System orientieren, das es bei der Schulmilch bereits gibt: Milch ist für Kinder und Jugendliche an Schulen deutlich günstiger als im Supermarkt. Bis Ende des Jahres, also noch unter französischer EU-Präsidentschaft, werde man sich über die Finanzierung einigen, hieß es.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.07.2008)

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