Flüchtlinge: Private finanzieren Rettungsboote im Mittelmeer

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Ein US-italienisches Ehepaar zahlt für den Betrieb eines Hightech-Bootes samt Crew 450.000 Euro im Monat und bittet um zusätzliche Spenden. Die Flüchtlingswelle reißt trotz des schlechten Wetters nicht ab.

Rom/Wien. Seit Beginn der neuen EU-Flüchtlingsmission Triton am 1. November hagelt es Kritik von allen Seiten: Trotz der anhaltenden Migrationswelle aus den nordafrikanischen Staaten über das Mittelmeer steht der Operation nur ein Drittel der monatlichen finanziellen Mittel zur Verfügung, die die nun eingestellte italienische Mission Mare Nostrum hatte, nämlich drei Millionen Euro. Zudem steht Triton unter dem Mandat von Frontex, ist also in erster Linie nicht für die Rettung von Menschenleben, sondern für die europäische Grenzüberwachung zuständig und darf nur bis etwa 30 Seemeilen vor der italienischen Küste patrouillieren.

Hilfe für Flüchtlinge in Seenot kommt deshalb zunehmend auch von privaten Investoren, die teure Rettungsaktionen mitfinanzieren – wie das US-italienische Ehepaar Christopher und Regina Catrambone. Die beiden sind die bisherigen Hauptgeldgeber der wichtigsten Rettungsmission von Moas, einer maltesischen NGO. In der vergangenen Woche startete Moas einen Spendenaufruf, um das Überleben der Mission zu sichern. Die Catrambones könnten die alleinige Finanzierung des dafür nötigen Hightech-Rettungsbootes nicht länger bewältigen: 450.000 Euro im Monat koste das 40 Meter lange Boot Phoenix mit zwei Drohnen und einer 18-köpfigen Crew die beiden Eheleute, sagte ein Sprecher der NGO. Die Phoenix hat den Angaben zufolge seit ihrer Inbetriebnahme Ende August 1451 Flüchtlinge an Bord geholt und der italienischen Marine bei der Rettung von rund 1400 weiteren Flüchtlingen geholfen. Die Anschaffung des Bootes und die Finanzierung von drei je 20-tägigen Einsätzen im Mittelmeer wurden komplett von den Catrambones bezahlt.

„Wir wollen andere dazu einladen, sich an diesem Projekt zu beteiligen“, erklärte Regina Catrambone. Einige Hilfswillige hätten zwar schon Geld überwiesen, „aber wir müssen noch mehr Partner finden, die ebenfalls Leben retten wollen“.

Die Catrambones hatten sich nach zwei Flüchtlingstragödien vor Malta und der italienischen Insel Lampedusa im Oktober 2013 zu dem aufwendigen Hilfsprojekt entschlossen.

155.000 Migranten seit Jänner

Die Flüchtlingswelle Richtung Italien hält derzeit trotz des schlechten Wetters an. Allein am vergangenen Wochenende sind über 2200 Flüchtlinge gerettet worden, berichtete die Marine.

2014 haben schon über 155.000 Migranten Italien erreicht; im gesamten Jahr 2013 waren es nur 43.000. Allein im ersten Halbjahr 2014 wurden in Italien 65.000 Asylanträge eingereicht, im Vergleichszeitraum 2013 waren es 8000. (ag.)

http://www.moas.eu/whoweare.html

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.11.2014)

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