Südosteuropa hofft auf EU-Investitionen in Energie.
Brüssel. Halb enttäuscht, halb erleichtert – so hat die EU auf die Ankündigung von Russlands Staatschef Wladimir Putin reagiert, die Gasleitung South Stream nicht zu bauen. Enttäuscht waren jene EU-Mitglieder, die von der Pipeline direkt profitiert hätten – als Ziel der Leitung war Österreich vorgesehen. Erleichterung verspüren hingegen jene Brüsseler Beamten, deren Aufgabe es ist, die energetische Sicherheit der Union zu steigern – denn South Stream hätte die Abhängigkeit von Russland weiter erhöht.
Noch ist allerdings nicht klar, ob das Projekt definitiv vom Tisch ist – oder ob die Androhung von Putin als Druckmittel eingesetzt wird, um ein Ende der EU-Sanktionen gegen Russland zu erzwingen. Der deutsche Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) hofft jedenfalls auf weitere Verhandlungen mit Moskau. Für die anderen von der Absage betroffenen Mitglieder geht es jetzt aber vor allem darum, die Versorgung mit Gas sicherzustellen – vor allem in Südosteuropa ist man stark von Gas aus Russland abhängig.
In dem Zusammenhang fällt dem von EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker forcierten, 315 Mrd. Euro schweren Investitionsprogramm eine besondere Rolle zu: Bulgarien, Rumänien und Griechenland kündigten vor wenigen Tagen den Bau eines „vertikalen Gaskorridors“ an, der die drei Länder miteinander verbinden soll. Die Brüsseler Behörde wurde aufgerufen, das Projekt zu unterstützen. (ag./la)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.12.2014)