Tsipras: "Bin für eine Lösung, bei der alle nur gewinnen"

In Athen unterstützten tausende Menschen ihren neuen Regierungschef Tsipras und demonstrierten gegen den EU-Sparkurs.
In Athen unterstützten tausende Menschen ihren neuen Regierungschef Tsipras und demonstrierten gegen den EU-Sparkurs.APA/EPA/ORESTIS PANAGIOTOU
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Die Euro-Finanzminister suchen am Montag eine Lösung der Schuldenkrise in Griechenland. Tausende demonstrieren in Griechenland gegen die EU-Sparpolitik.

Vor dem wichtigen Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel hat sich Griechenland zuversichtlich gezeigt, dass eine Einigung erreicht werden kann. "Unsere starke, auf Logik gegründete Haltung wird zu einer Einigung führen", sagte der griechische Finanzminister Giannis Varoufakis der Zeitung "Kathimerini" vom Sonntag.

Am Abend demonstrierten in Griechenland und anderen europäischen Ländern tausende Menschen gegen die Sparpolitik. Varoufakis sagte, die bisherigen Gespräche mit den anderen 18 Mitgliedern der Eurozone über die Forderung der neuen Linksregierung von Alexis Tsipras nach einer Umstrukturierung der Staatsschulden hätten ihn "optimistisch" gestimmt. Allerdings könne die Frist bis zum Auslaufen des derzeitigen Hilfsprogramms am 28. Februar zu knapp sein. Es gebe auch weiter Streitpunkte wie die Frage der Privatisierungen und des Arbeitsrechts. Der Minister betonte, es gebe "keinen Plan B".

"Statt Geld brauchen wir Zeit"

Tsipras äußerte sich in einem Interview mit dem Magazin "Stern" dialogbereit und optimistisch. "Ich bin für eine Lösung, bei der alle nur gewinnen. Ich will eine Win-Win-Lösung. Ich will Griechenland vor einer Tragödie retten und Europa vor der Spaltung bewahren", sagte Tsipras laut einer am Sonntag veröffentlichten Vorabmeldung. "Statt Geld brauchen wir Zeit, um unsere Reformpläne zu verwirklichen." In sechs Monaten könne Griechenland "ein anderes Land" sein.

Am Samstag trafen sich Vertreter Griechenlands und der Eurostaaten in Brüssel zum letzten Mal vor dem Finanzministertreffen am Montag zu "einem Meinungsaustausch, um die jeweiligen Positionen besser zu verstehen", wie ein EU-Vertreter sagte. Am Sonntag sollten alle Beteiligten mit ihren Regierungen Rücksprache halten, bevor am Montagnachmittag in Brüssel die Euro-Finanzminister zusammenkommen, um über die Forderungen Griechenlands zu entscheiden.

20.000 Demonstranten in Athen

Zehntausende Menschen versammelten sich am Sonntagabend in Griechenland zu Athen und Thessaloniki gegen eine Fortsetzung, um ihre Unterstützung für den Kurs der neuen Regierung zu bekunden. Vor dem Parlament in der Hauptstadt Athen kamen nach Polizeiangaben 20.000 Menschen zusammen, in der zweitgrößten griechischen Stadt Thessaloniki waren es zeitgleich laut Polizei rund 8000 Menschen.

Unter den Demonstranten in Athen war die 58-jährige Theodora, die seit drei Jahren arbeitslos ist. "Wir wollen endlich Gerechtigkeit (...) für all das Leiden, durch das Griechenland in den vergangenen fünf Jahren gegangen ist", sagte sie. Ein Demonstrant trug eine Maske mit dem Gesicht von Deutschlands Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU), ein anderer trug eine Maske mit Tsipras' Gesicht und hielt eine riesige Papp-Schere in der Hand, die eine Spritze durchschnitt.

Europaweite Solidarität

Rund 2000 Menschen bekundeten am Sonntag in Paris ihre Solidarität mit den Griechen, in Lissabon kamen 300 Menschen zusammen, in Madrid waren es rund hundert Menschen. In Rom versammelten sich am Samstag mehrere hundert Menschen, um ihre Unterstützung für die Politik von Tsipras zu demonstrieren.

Tsipras hatte den Expertengesprächen mit Vertretern von EU, Europäischer Zentralbank (EZB) und Internationalem Währungsfonds (IWF) am Donnerstag am Rande des EU-Gipfels zugestimmt, nachdem eine Einigung zunächst gescheitert war. Tsipras will aus dem laufenden Hilfsprogramm aussteigen, um eine Lockerung der bisherigen Spar- und Reformauflagen zu erreichen. Vor allem Deutschland pocht aber darauf, dass das Programm nicht abgebrochen, sondern mit Änderungen fortgesetzt wird.

(APA/Reuters/dpa)

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