Rat der EU beschloss Maßnahmen zur Reduzierung von Kunststoffmüll. Umweltminister Rupprechter sucht Einigung mit Handel und Interessengruppen.
Wien/Brüssel. Was in den meisten Supermarktketten Praxis ist, könnte bald in allen Geschäften angewandt werden: Jeder Kunde muss für Plastiksäcke, mit denen er seine Ware mit nach Hause nimmt, zahlen. Findet Umweltminister Andrä Rupprechter (ÖVP) keine Einigung mit Handel und Interessengruppen über einen Aktionsplan zur Reduzierung von Kunststoffmüll, hat er mit einer gesetzlichen Maßnahme gedroht. Die wahrscheinlichste Variante wäre dann ein Verbot von Gratisplastiksackerln.
Nachdem die EU-Regierungen am Montag in Brüssel Maßnahmen zur Reduzierung von Kunststoffmüll beschlossen haben, muss auch in Österreich die Nutzung von Einwegsäcken reduziert werden. Derzeit verbraucht jeder Einwohner 50 Plastiksäcke pro Jahr. Der EU-Schnitt liegt sogar bei 90 Säcken. Rupprechter hat dennoch angekündigt, die Anzahl um die Hälfte zu reduzieren. Wie dies erreicht wird, liegt in nationaler Eigenverantwortung. Varianten sind eine Besteuerung, ein verpflichtender Verkauf oder ein Verbot.
Noch kein Termin geplant
Laut Auskunft des Umweltministeriums ist noch kein Gespräch mit Branchenvertretern und Interessengruppen geplant. Bevor ein solches nicht stattfindet, werde auch kein Gesetzesvorschlag diskutiert. Allerdings drängt die Zeit. Denn Rupprechter hat sich verpflichtet, nationale Ziele innerhalb von vier Jahren umzusetzen. Insgesamt haben die Mitgliedstaaten bis 2025 Zeit.
Die Umweltorganisation Greenpeace drängt zu umgehenden Maßnahmen. In einer Aussendung weist sie darauf hin, dass Österreich zum globalen Plastikproblem beitrage. „Jetzt muss der Minister beweisen, dass er tatsächlich bereit ist, den Handel in die Pflicht zu nehmen.“ (wb/ag)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 03.03.2015)