Šešelj muss wieder zurück hinter Gitter

NETHERLANDS CROATIA BOSNIA WARCRIMES TRIAL
NETHERLANDS CROATIA BOSNIA WARCRIMES TRIAL(c) EPA (VALERIE KUYPERS / POOL)
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UN-Tribunal fordert die erneute Überstellung von Serbiens Ultranationalisten wegen Kriegsverbrechen gegen Nichtserben.

Belgrad. Erst vergangene Woche hatte der serbische Ultranationalist Vojislav Šešelj anlässlich des 16. Jahrestags des Nato-Bombardements auf den Balkanstaat noch mitten in Belgrad triumphierend EU- und Nato-Fahnen verbrannt. Nun soll der erst im November vom UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag wegen seiner schweren Krebserkrankung vorläufig freigelassene Chef der SRS-Partei zurück hinter die Gitter des Untersuchungsgefängnisses im niederländischen Scheveningen.

Das Vertrauen in sein Verhalten sei „unbegründet“ gewesen, begründete das UN-Sondergericht die „sofortige“ Aufhebung der Haftverschonung. An eine freiwillige Rückkehr verschwendet der Angeklagte keine Gedanken: „Soll doch die Polizei kommen und mich verhaften“, so der 60-Jährige.

Vorbereitung und Planung von Kriegsverbrechen gegen Nichtserben während der Jugoslawien-Kriege der 1990er wirft die Anklage dem wortgewaltigen Juristen vor. Doch obwohl sich der selbst verteidigende Šešelj bereits im Februar 2003 dem Tribunal stellte, steht das Urteil weiter aus. Vor knapp einem halben Jahr entledigte sich das Tribunal aus „humanitären Gründen“ seines Problemfalls: Um sich zu Hause behandeln lassen zu können, wurde der 60-Jährige vorläufig entlassen.

Freude über Ermordung

Reue zeigte er nicht: Am Grab des einstigen Autokraten Milošević bekundete er seine „Freude“ über den Tod des 2003 ermordeten Reformpremiers Zoran Djindjić. Und er sang Loblieder auf „Großserbien“.

Ob Belgrad ihn verhaftet, ist ungewiss. Premier Vučić, ein früherer Fan Šešeljs, hieß den Tribunals-Entscheid „unmoralisch“. Er sieht darin eine Rache für die Rede zum Jahrestag des Nato-Bombardements, das „Serbien nie vergessen“ werde. (ros)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.03.2015)

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