Lindner: Ein Grexit auf Zeit "würde Europa stärken"

FDP-Chef Christian Lindner
FDP-Chef Christian LindnerBruckberger
  • Drucken

Der FDP-Chef ist klar gegen weitere Hilfsgelder. Athens Euro-Austritt wäre für Lindner weniger schlimm als der EU-Austritt der Griechen.

FDP-Chef Christian Lindner hat einen zeitweiligen Austritt Griechenlands aus der Eurozone - also einen Grexit auf Zeit - ins Spiel gebracht: „Unsere Strategie war Solidarität gegen Reformen. Dazu stehen wir – aber in aller Konsequenz. Wenn sich Griechenland Reformen verweigert, darf es keine weiteren Hilfen geben“, sagte Lindner im Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. 

Der Gedanke des vereinten Europa würde im Zweifel gestärkt, "wenn ein chronisch unsolides Mitglied die Eurozone mindestens zeitweise verlässt", meinte Lindner, dessen Partei seit der letzten Wahl im Herbst 2013 nicht mehr im deutschen Bundestag vertreten ist. Ein Brexit, also das Ausscheiden Großbritanniens aus der EU, "wäre geostrategisch gefährlicher als der Grexit aus dem Euro", sagte Lindner.

Papandreou für Referendum

Ebenfalls in der Frankfurter Allgemeinen machte sich Griechenlands Ex-Premier Giorgos Papandreou für ein Euro-Referendum in seinem Land stark. Er sagt das zwar nicht wörtlich, spricht sich jedoch dafür aus, das Volk über ein Reformprogramm und etwaige Vereinbarungen mit den Geldgebern abstimmen zu lassen. In letzter Konsequenz würde dies wohl über einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone entscheiden, denn im Falle eines "Nein" der Griechen und in der Folge ausbleibender Hilfen würde Athen in den Staatsbankrott schlittern.

Papandreou hatte bereits als Regierungschef im Herbst 2011 ein Referendum gefordert und hatte damit im In- wie im Ausland für große Irritationen gesorgt. Zu der Abstimmung kam es dann nie, und Papandreou musste als Premier gehen.

Athener Regierung sieht Fortschritte

Sein Nachnachfolger, der linksradikale Premier Alexis Tsipras vom Bündnis Syriza, hat kürzlich ebenfalls ein Referendum ins Spiel gebracht. Bei den Gesprächen Griechenlands mit seinen internationalen Geldgebern über neue Finanzhilfen hat es Athener Regierungskreisen zufolge derweil Fortschritte gegeben. Alle Seiten strebten eine Einigung im Mai an.

Am Montag werden die Beratungen mit den Vertretern von EU, IWF und EZB fortgesetzt. Auch in Kreisen der Euro-Zone war von einer Annäherung die Rede. Es gebe aber weiterhin Streitpunkte, hieß es. Griechenland ringt seit Monaten mit der Euro-Zone und dem IWF um die Auflagen für dringend benötigte neue Hilfen. Es geht dabei um weitere 7,2 Milliarden Euro. Insgesamt wird das Land seit 2010 mit 240 Milliarden Euro vor der Pleite bewahrt. Die linksgerichtete griechische Regierung lehnt Pensionskürzungen und Arbeitsmarktreformen ab.

>>> Zum Artikel in der FAZ

(Red./APA/Reuters)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.