Griechenland: Akute Geldprobleme und verheerende Prognosen

Daily Life And Reaction To Greece Aid Deal
Daily Life And Reaction To Greece Aid DealBloomberg
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Kaum Wachstum und hohe Schulden: Das griechische Drama geht laut EU-Prognose auch heuer weiter. Der IWF drängt Medienberichten zufolge bei den Euroländern auf einen Schuldenschnitt.

Und schon wieder einmal beginnt ein Tag mit schlechten Nachrichten für Griechenland: Die Aussichten für das Sorgenkind der Eurozone haben sich in der EU-Frühjahrsprognose vom Dienstag dramatisch verschlechtert. So wird das Wirtschaftswachstum gegenüber der Winterprognose - damals 2,5 Prozent - auf nunmehr 0,5 Prozent herabgedrückt. Die Staatsschuld wiederum dürfte auf 180,2 Prozent des BIP steigen, zuvor war noch ein Rückgang auf 170,2 Prozent erwartet worden. Die Erholung wird wieder einmal verschoben – auf das nächste Jahr. 2016 soll die Wirtschaft dann wieder um 2,9 Prozent wachsen.

Griechenland ist weiterhin im Streit mit den Euroländern und anderen Geldgebern über die Fortsetzung des Sparkurses im Rahmen des Rettungsprogramms. Sollte keine Einigung erzielt werden, droht Athen die Pleite. Die jüngsten Zeichen deuten darauf hin, dass es bald soweit sein dürfte: Athen startete nämlich überraschend eine Kontaktrunde mit allen Geldgebern. Wie die Regierung mitteilte, trifft der umstrittene Finanzminister Yanis Varoufakis am Dienstag seinen französischen Kollegen Michel Sapin und EU-Währungskommissar Pierre Moscovici. Dieser betonte in Brüssel, dass ein "Grexit", den zuletzt die deutsche FDP ins Gespräch brachte, sei keine Option für die EU-Kommission.

"IWF extremste Stimme in Brüsseler Gruppe"

Am Vorabend hat Premier Alexis Tsipras bereits mit Christine Lagarde, der Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF) gesprochen. Denn auch an dieser Front droht laut einem "Financial Times" -Bericht Ungemach: Der IWF dränge die Euro-Länder, dem Land einen Teil seiner Schulden zu erlassen, schreibt die Wirtschaftszeitung. Ansonsten könne der Währungsfonds keine weiteren Hilfen mehr überweisen. Erst am Montag meinte der griechische Arbeitsminister, der IWF sei „die extremste Stimme in der Brüsseler Gruppe". Er halte unnachgiebig an seinen Forderungen nach Arbeitsmarktreformen fest.

Am Dienstagnachmittag steht ein Treffen zwischen EZB-Chef Mario Draghi und griechischen Regierungsvertretern auf dem Programm. Im Mittelpunkt dieser Gespräche werde die für Mittwoch anstehende Entscheidung der EZB über die Notkredite für Griechenland stehen. Diese sogenannten ELA-Kredite ("Emergency Liquidity Assistance") sind die letzte Geldquelle für griechische Banken. Zuletzt hatte EZB-Präsident Mario Draghi eine mögliche Eindämmung der Notkredite angedeutet, sollten die Verhandlungen im Schuldenstreit mit den Griechen weiterhin keine Fortschritte zeigen.

(APA/Reuters)

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