Urlaub: Schlange stehen in Griechenland

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Auf Griechenland-Urlauber könnten einige Unannehmlichkeiten zukommen. An Bankomaten und Tankstellen heißt es: anstellen.

Die schlechte Nachricht zuerst: Wer schon eine Griechenland-Reise gebucht hat, aber wegen der politischen Unsicherheit lieber davon Abstand nehmen würde, wird diese nach jetziger Lage antreten oder eine Stornogebühr zahlen müssen. Erweiterte oder gratis Storno- oder Umbuchungsmöglichkeiten bieten die Reisebüros nicht an. Sie sind rechtlich nicht dazu verpflichtet – weil es derzeit für Touristen in Griechenland „keine Gefahr für Leib und Leben gibt“, wie Peter Kolba, Rechtsexperte beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), erklärt. Entsprechend hat das Außenministerium derzeit auch keine Reisewarnung ausgegeben.

Die gute Nachricht: Wer eine Pauschalreise gebucht hat, ist, zumindest wenn es auf der Reise zu Beeinträchtigungen kommen sollte, auf der sicheren Seite – auch im Fall von Streiks oder dem Konkurs eines Hotels. „Bei einem Leistungsausfall muss der Veranstalter eine Alternative anbieten oder entschädigen“, sagt Martin Bachlechner, Touristik-Chef der Verkehrsbüro Group (Ruefa). Für Individualreisende sieht es schlechter aus. Zwar hat man auch hier bei Leistungsausfällen das Recht, sein Geld zurückzubekommen. „Das muss man aber in Griechenland einklagen – in der jetzigen Situation nicht sehr erfolgversprechend“, so Kolba.

Für alle, die ihren Griechenland-Urlaub antreten wollen, gilt es einiges zu beachten. Weil die Griechen derzeit massiv Geld abheben, sind viele Bankomaten leer geräumt. Das Außenministerium rät deshalb Reisenden, sich im Voraus mit ausreichend Bargeld einzudecken, da es bei der Bargeldversorgung zu „erheblichen Wartezeiten“ und „Engpässen“ kommen könne. Immerhin gilt die Beschränkung der pro Tag abhebbaren Geldsumme auf 60 Euro, die die griechische Regierung beschlossen hat, nur für Griechen und nicht für Touristen, wenn diese „mit einer in ihrem Herkunftsland ausgestellten Kreditkarte Transaktionen und Abhebungen vornehmen wollten“, wie das griechische Wirtschaftsministerium klarstellt.

Der VKI empfiehlt, das mitgenommene Bargeld möglichst klein zu stückeln, damit man Beträge genau bezahlen kann. Denn sollte es zu einer Währungsumstellung kommen, bekommt man für seine Euro Drachmen retour – kein guter Deal, da die Drachme gegenüber dem Euro massiv wird abwerten müssen (Schätzungen gehen von 30 bis 50 Prozent aus). Auch beim Zahlen mit Kreditkarte gibt es ein Risiko: Sollte das Land auf Drachme umstellen, könnte es zu einer mehrtägigen Sperrung von Plastikgeld kommen.

Schlangen bei Tankstellen

Auch wer im Urlaub mit dem Auto unterwegs ist, muss mit Problemen rechnen. Denn nicht nur vor den Bankomaten stehen die Griechen derzeit Schlange, auch an den Tankstellen. Lange Wartezeiten und Benzinengpässe könnten die Folge sein. Der VKI empfiehlt, bei Autofahrten mit dem Tanken keinesfalls zu warten, bis der Tank leer ist. Im Außenministerium heißt es, derzeit seien bei Tankstellen noch keine Engpässe aufgetreten.

Die Urlauber scheinen bis dato nicht übertrieben beunruhigt. Weder Außenministerium noch VKI melden einen Ansturm besorgter Griechenland-Reisender. Die Reisebüros sprechen von einer – noch – stabilen Buchungslage. Bei der Verkehrsbüro Group liegt Griechenland mit 16 Prozent der Buchungen (+5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr) heuer auf Platz eins vor Spanien und der Türkei. Die Monate Juli und August sind sowieso schon gelaufen. Kritisch könne es für die Nachsaison werden, sagt Bachlechner. „Insgesamt erwarten wir uns heuer aber ein leichtes Plus für Griechenland.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 30.06.2015)

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