Umfrage. EU-Bürger glauben trotz Kritik an das gemeinsame Gewicht Europas.
Es sind durchgehend Krisen von weltpolitischem Ausmaß, die das außenpolitische Geschick der Europäischen Union allein in der jüngeren Vergangenheit forderte: Der Arabische Frühling, der seinen Ausgang in Tunesien nahm und zum Sturz langjähriger Despoten auch in Ägypten und Libyen führte. Syrien, wo ein Bürgerkrieg tobt und Millionen Menschen auf der Flucht sind. Die Ukraine-Krise, die die Beziehungen zu Moskau massiv verschlechterteund in Wirtschaftssanktionen mündete.
Die Vergangenheit aber zeigte in vielen Fällen, dass über das Eingreifen bei Konflikten unter den Mitgliedstaaten keine Einigkeit herrschte – und die EU folglich, aufgrund des geltenden Vetorechts bei außenpolitischen Fragen, nicht handlungsfähig war. Von außen, kritisieren Beobachter deshalb gern, wirke die EU wie ein zerstrittener Haufen, dem die Führung fehlt.
Türken sehr skeptisch
Die EU-Bürger selbst sehen das offenbar anders, wie die jüngste große Eurobarometer-Umfrage vom Dezember 2014 zeigt. Demnach ist eine große Mehrheit der Europäer davon überzeugt, dass „die Stimme der EU in der Welt zählt“. 69 Prozent sind dieser Ansicht, nur knapp ein Viertel stimmt nicht zu. Von den EU-Mitgliedstaaten sind die Italiener (53%) am skeptischsten. Unter der Bevölkerung in den Beitrittskandidatenländern glauben nur die Türken mehrheitlich, dass dieEU in der Welt keine Stimme hat.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 04.07.2015)