Soziale Lage: Pensionisten geht das Geld aus

Referendum campaign posters that reads ´No´ in Greek are seen as people line up at an ATM outside a National Bank branch during a referendum vote in Athens
Referendum campaign posters that reads ´No´ in Greek are seen as people line up at an ATM outside a National Bank branch during a referendum vote in Athens(c) REUTERS (CHRISTIAN HARTMANN)
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Griechische Banken bleiben geschlossen. Pensionisten warten deshalb vergebens auf die nächste Wochenration von 120 Euro.

Athen. Die „Bankenferien“ in Griechenland wurden Anfang der Woche vorerst um zwei Tage verlängert. Bis Mittwoch, hieß es. Den Pensionisten, die Montag und Dienstag die Bankfilialen aufsuchten und zu einem großen Teil abgewiesen wurden, half die zumindest theoretische Chance auf eine Öffnung der Institute Mitte der Woche allerdings wenig. Sie brauchen Soforthilfe. Stoische Ruhe, beißender Humor, aber auch enttäuschte, weinende Gesichter waren bei den älteren Menschen zu sehen, die nach wie vor in der Nähe von Banken warten. Ihre Verzweiflung steigt.

Letzte Woche hatte es geheißen, dass Pensionisten, die über keine Bankomatkarten verfügen, 120 Euro pro Woche in einigen speziellen Bankfilialen beheben können. Seit Montag aber werden sie nach oft stundenlangem Schlangestehen nach Hause geschickt. Sie haben bis auf Weiteres kein Anrecht darauf, die zweite Wochenration von 120 Euro abzuheben – bis Mittwoch heißt es, aber niemand kann glauben, dass dann die Banken tatsächlich öffnen.

Das bedeutet, dass Pensionisten, die vergangene Woche Geld abgehoben haben, bis auf Weiteres mit diesen maximal 120 Euro auskommen müssen. Viele haben aber ihr Geld bereits über das Wochenende aufgebraucht, etwa für ihre arbeitslosen Kinder, Enkel oder für Medikamente, und stehen nun buchstäblich vor dem Nichts.

Auch für die Glücklichen, die über funktionierende Bankomatkarten verfügen, hat sich der Behebungsrahmen von täglich 60Euro faktisch vermindert. Da 20-Euro-Scheine Mangelware sind, können oft nur 50-Euro-Scheine ausgespuckt werden. Kleinere Geldscheine, wie 10-Euro-Scheine, gab es in griechischen Bankomaten noch nie.

Lohnauszahlung gefährdet

All das zeigt, dass Griechenlands Banken am Ende ihrer Bargeldreserven angelangt sind. Weder die erste Lohntranche vom 15.Juli an die Beamten kann bezahlt werden, noch ist genügend Geld für Löhne und Pensionen für das Monatsende vorhanden. Schon 2012, dem ersten Höhepunkt der Grexit-Debatte, mussten Geldscheine aus Frankfurt eingeflogen werden. Um das zu wiederholen, müsste man sich allerdings zunächst mit Brüssel einigen. Wenn es weiter keinen Durchbruch gibt, ist die Ausgabe von Schuldscheinen statt Cash unvermeidbar – obwohl das die Regierung nicht hören will.

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("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.07.2015)

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