Indien bricht Gespräche ab

EU-Verkaufsverbot für zahlreiche indische Medikamente
EU-Verkaufsverbot für zahlreiche indische Medikamente(c) Clemens Fabry
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Freihandelsabkommen mit der EU: Die Regierung in Neu-Delhi ist über EU-Verkaufsverbot für zahlreiche indische Medikamente verärgert.

Neu-Delhi/Brüssel. Kein Fortschritt ohne Rückschlag: Just zwei Tage, nachdem sich die EU-Kommission mit Vietnam auf ein ambitioniertes Freihandelsabkommen geeinigt hatte, brach Indien die Verhandlungen mit der Brüsseler Behörde über einen Handelspakt ab. Wie ein Sprecher des Handelsministeriums in Neu-Delhi am gestrigen Donnerstag mitteilte, ist der Stopp der Verhandlungen eine Reaktion auf ein EU-Verkaufsverbot von hunderten Medikamenten. „Indien ist enttäuscht und besorgt über die EU-Maßnahmen, weil die Pharmaindustrie ein Aushängeschild unseres Landes ist“, sagte der Sprecher.

Treffen die Vorwürfe der Europäer allerdings zu, dann hat dieses Aushängeschild Kratzer bekommen. Das Verkaufsverbot, das rund 700 Arzneimittel betrifft und am 21. August in der gesamten EU sowie in Island, Liechtenstein und Norwegen in Kraft treten soll, wird nämlich damit begründet, dass die indische Firma GVK Biosciences Untersuchungen gefälscht haben soll. Die manipulierten Tests waren wichtig für die Zulassung von Generika, also von Nachahmerprodukten, die häufig günstiger sind. Belege, dass die Medikamente Menschen schadeten oder nicht wirken, gibt es laut EU-Kommission nicht – es geht also vielmehr ums Prinzip. Untersucht wurde die Angelegenheit von EU-Behörden seit Ende 2014. Nach Angaben der indischen Regierung habe man keine Belege für Manipulationen gefunden und stehe bereits seit mehr als acht Monaten in Verhandlungen mit Brüssel.

Seit 2007 wird verhandelt

Die Verhandlungen über das Freihandelsabkommen mit Indien laufen bereits seit 2007. Die EU geht davon aus, dass der Deal die Wirtschaftsleistung der Union um rund vier Mrd. Euro erhöhen soll, der kurzfristige Wohlstandszuwachs für Indien wird mit mindestens fünf Mrd. Euro beziffert. Das Abkommen soll Handelsbeschränkungen bei Waren und Dienstleistungen sowie Hürden bei Direktinvestitionen beseitigen. (ag./red.)

("Die Presse", Print-Ausgabe, 07.08.2015)

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