Griechenlands Wirtschaft überrascht mit Plus bei Wachstum

Greek Peach Harvest And Canning Industry
Greek Peach Harvest And Canning IndustryBloomberg
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Im zweiten Quartal hat Griechenland entgegen den Erwartungen ein Plus von 0,8 Prozent erwirtschaftet. Der Tourismus zeigt sich laut Experten äußerst robust.

Die griechische Wirtschaft ist im zweiten Quartal trotz zugespitzter Schuldenkrise kräftig gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) stieg von April bis Juni um 0,8 Prozent zum Vorquartal, wie das Statistikamt am Donnerstag in Athen mitteilte. Dieses Ergebnis kommt angesichts der drohenden Staatspleite und dem Abschied vom Euro völlig überraschend.

Befragte Ökonomen hatten ein Minus von 0,8 Prozent erwartet. Auch der Jahresauftakt fiel revidierten Daten zufolge besser aus als angenommen. Statt des zunächst gemeldeten Rückgangs um 0,2 Prozent blieb die Wirtschaftsleistung stabil.

Dennoch Rezessionsjahr erwartet

Gründe für das unerwartet gute Abschneiden nannten die Statistiker nicht. "Einige Konjunkturindikatoren wie Konsum, Industrieproduktion und Tourismus zeigten sich im zweiten Quartal widerstandsfähig", sagte Ökonom Nikos Magginas von der National Bank. "Das erklärt das überraschende Ergebnis." Deutsche Urlauber halten dem beliebten Reiseziel trotz der Turbulenzen die Treue. Nach Angaben von Europas größtem Reisekonzern TUI lagen die Sommerbuchungen über dem Vorjahresniveau, sagte Co-Konzernchef Fritz Joussen.

Allerdings rechnen die internationalen Geldgeber und die Regierung in Athen mit einem Rezessionsjahr. Das Bruttoinlandsprodukt soll demnach 2015 zwischen 2,1 und 2,3 Prozent schrumpfen. Ein Grund dafür sind die seit Ende Juni geltenden Kapitalkontrollen. Derzeit können die Griechen maximal 420 Euro pro Woche abheben. Zudem schlossen die Banken für drei Wochen. Nach sechsjähriger Talfahrt war das BIP 2014 erstmals wieder gewachsen.

Hilfspaket entzweit Syriza-Partei

In Athen geht indes das Ringen um ein drittes Hilfspaket in die entscheidende Phase. Das griechische Parlament berät am heutigen Donnerstag über das neue Programm von bis zu 86 Mrd. Euro und die damit verbundenen Sparauflagen. Der Regierung in Athen droht deswegen eine Kraftprobe. Die Gewerkschaft der Staatsbediensteten (ADEDY) und die kommunistische Gewerkschaft (PAME) riefen für den Abend zu Demonstrationen vor dem Parlament gegen die Sparauflagen auf.

Das Parlamentsvotum in Form einer namentlichen Abstimmung könnte aber statt wie geplant am späten Donnerstagabend erst in den frühen Morgenstunden des Freitags stattfinden. Der linke Flügel der linksgerichteten regierenden Syriza-Partei kündigte abermals an, er werde mit "Nein" stimmen. Im Juli hatte das linke Lager bereits zweimal gegen Reform- und Sparmaßnahmen gestimmt. Wie damals wird wohl auch diesmal die Opposition die Mehrheit für das Sparprogramm sichern. Sollte die Zustimmung aus dem Lager von Ministerpräsident Alexis Tsipras unter den kritischen Wert von 120 Stimmen fallen, dürften Neuwahlen ausgerufen werden.

Unsicherheit wegen kurzfristiger Finanzierung

Weiter Unsicherheit gibt es auch vor dem Sondertreffen der Eurogruppe am morgigen Freitag in Brüssel darüber, wie Griechenland kurzfristig seine finanziellen Verpflichtungen erfüllen kann. Eine EU-Kommissionssprecherin sagte am Donnerstag, für das Sondertreffen der Euro-Finanzminister seien Dokumente für den Euro-Rettungsschirm ESM sowie für die mögliche Verwendung des EU-Fonds EFSM vorbereitet.

Bis zum 20. August muss Griechenland frisches Geld bekommen, um 3,2 Mrd. Euro an die EZB zurückzahlen zu können. Aus dem EFSM, der von allen 28 EU-Staaten befüllt wird, waren im Juli 7,16 Mrd. Euro als Brückenkredit an Athen überwiesen worden. Damit konnte das Land seinen kurzfristigen Finanzbedarf decken und die angeschlagenen Banken mit frischem Kapital ausstatten. Länder wie Großbritannien, die nicht Mitglied der Eurozone sind, bestanden darauf, vor möglichen finanziellen Verlusten bei der Inanspruchnahme des EFSM geschützt zu werden.

(APA/Reuters)

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