EU-Grenzschützer gehen von gut 800.000 Neuankömmlingen bis Ende September aus.
Brüssel. 710.000 Personen – so viele Neuankömmlinge hat die EU-Grenzschutzagentur Frontex in den Monaten Jänner bis September an den Außengrenzen der Europäischen Union gezählt. Diese Zahl, die sowohl Flüchtlinge als auch „normale“ Migranten umfasst, übertrifft die Gesamtzahl des Vorjahres um das Zweieinhalbfache: 2014 wurden von Frontex EU-weit gerade einmal 282.000 Einwanderer registriert. Bei diesem Rekord dürfte es allerdings nicht bleiben, denn wie die Agentur am gestrigen Dienstag mitteilte, haben in der zweiten Septemberhälfte weitere 97.000 Menschen die EU-Außengrenze in Kroatien passiert – und diese Migranten sind in der vorläufigen Frontex-Statistik noch nicht mitberücksichtigt. Die Gesamtzahl dürfte sich also auf gut 800.000 belaufen, womit die Millionengrenze für das Gesamtjahr 2015 in greifbare Nähe rückt.
Allerdings ließ im September der Migrationsdruck nach Angaben der EU-Grenzschützer etwas nach: 170.000 Menschen kamen im Vormonat nach Europa, im August waren es noch 190.000. Ob sich daraus ein Trend ableiten lässt, ist unklar – jedenfalls habe die Balkanroute über Griechenland an Bedeutung gewonnen. Aufgrund der widrigen Witterungsbedingungen hat sich die Zahl der Neuankömmlinge in Italien im September auf 12.000 halbiert. Seit Jahresbeginn waren es insgesamt 129.000 Personen – und damit deutlich weniger als in Ungarn, wo bisher 204.000 Menschen registriert wurden, 13-mal so viele wie in den ersten neun Monaten des Vorjahres. (ag.)
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("Die Presse", Print-Ausgabe, 14.10.2015)