Junge Liberale: „Wir sind keine Spaßpartei“

(c) Teresa Zötl
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Die JuLis hoffen auf fünf Prozent. Dass das illusorisch ist, ficht Spitzenkandidat Müllner nicht an.

WIEN. Von einem 20-Quadratmeter-Büro aus, im fünften Stock eines Wiener Gründerzeithauses mit Blick auf das Gartenbaukino, schickt sich ein 25-jähriger Kärntner Student mit Cowboyhut an, den Liberalismus in Österreich zu retten. Bei der EU-Wahl wird ihm das nicht gelingen. Die Jungen Liberalen (JuLis), deren Spitzenkandidat Hannes Müllner ist, haben 15.000Euro Wahlkampfbudget (Spenden privater Gönner); sie verzichten in diesem Land, in dem man ohne große Plakate nicht wahrgenommen wird, auf ebendiese, und auch die „Elefantenrunde“ im Fernsehen fand ohne liberale Beteiligung statt.

Müllner ficht das nicht an. „Ich bin froh, dass wir nicht das Budget der anderen haben“, sagt er im Gespräch mit der „Presse“. „Sonst müsste ich mir überlegen, bei dieser Plakatmanie mitzumachen.“

Stattdessen will er die Jugend über das Internet, Podiumsdiskussionen und Partys erreichen. Das soll fünf bis sechs Prozent der Stimmen bringen und damit erneut ein liberales österreichisches Mandat im EU-Parlament.

Hut als Zeichen der Gesinnung

Fünf bis sechs Prozent: In keiner Umfrage scheinen die JuLis auf, kandidieren können sie nur, weil die scheidende EU-Abgeordnete Karin Resetarits das mit ihrer Unterschrift ermöglicht hat. Müllner wischt solche Einwände mit dem Hinweis auf das „österreichische Wahlsystem, das gegenüber Kleinparteien unfreundlich ist“, beiseite und hofft auf geringe Wahlbeteiligung. „Die wird uns helfen.“

Es ist einfach, die Studententruppe, die sich im Jänner aus den Resten des todgeweihten Liberalen Studentenforums gegründet hat, als realitätsfern abzukanzeln. Doch mit gar nicht so wenigen Ansichten trifft Müllner jene wunden Punkte, die von den „Mainstream“-Parteien ignoriert werden, was vielen urban-liberalen Bürgern die Teilnahme an dieser Wahl vergällt. Wenn er etwa den Jugendorganisationen von SPÖ und ÖVP vorwirft, von ihren Mutterparteien „als billige Eventagenturen gehalten zu werden, aber das Mitspracherecht wird ihnen verweigert“. Oder wenn er dem Vorwurf, der Liberalismus müssen zwangsläufig an der eigenen Abgehobenheit scheitern, damit entgegnet, man könne jedermann auch in einfachen Worten erklären, „dass Liberalismus bedeutet, selber Verantwortung zu übernehmen, wenn man in Freiheit leben will“.

Als Zeichen dieser Gesinnung trägt Müllner Cowboyhut. „Ich habe das Recht, aus dem Rahmen zu fallen. Und ich will nicht danach beurteilt werden, was ich auf dem Kopf trage.“ Und ja: Der Hut diene auch der Markenpflege. Auch mit der Klientelpolitik, die fast alle etablierten Parteien in den Mittelpunkt ihrer EU-Kampagnen stellen, kann Müllner nichts anfangen. „Wir lehnen die Position ab, wonach man ständig in Brüssel etwas für Österreich herausholen muss. Wir wollen unter österreichischer Perspektive Europa stärken.“ Was, wie gesagt, bei dieser Wahl nicht passieren wird. Die JuLis sind chancenlos. So kann und will das Müllner natürlich nicht sagen. Vielmehr betont er sein Ziel, dass 2013 wieder eine liberale Partei im Nationalrat vertreten ist. 120 Aktivisten gebe es bereits, Landesverbände ebenfalls.

2013: Das ist noch lange hin. Ist nicht zu erwarten, dass am 8.Juni der jugendliche Überschwang verpufft sein wird? „Wir können es uns gar nicht leisten, kurzfristig zu denken“, sagt Müllner. „Wir sind keine Spaßpartei. Dafür ist uns unsere Zeit zu kostbar.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.06.2009)

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