Euro-Gruppe. Das Gremium der Finanzminister der Eurozone geriet in den vergangenen Jahren öfter ins Zentrum der Aufmerksamkeit.
Wien. Die Euro-Gruppe gehört nicht zu den traditionellen Ratsformationen – sie ist ein informelles Gremium, in dem die Minister aller Mitgliedstaaten des Euroraums beraten. Derzeit gehören der Gruppe 19 Mitgliedsländer an. Die wichtigste Aufgabe besteht in der engen Koordinierung der Wirtschaftspolitik aller Euroländer und der Überwachung des Stabilitätspakts. Auch das Wirtschaftswachstum soll durch die enge Zusammenarbeit kontinuierlich verbessert werden.
Die Sitzungen finden regelmäßig einmal im Monat – jeweils am Vorabend der Tagung des Rates für Wirtschaft und Finanzen (Ecofin) – statt. Auch der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), derzeit Mario Draghi, nimmt an den Treffen teil. Die Koordination obliegt dem ständigen Vorsitzenden des Gremiums. Seit Anfang 2013 ist das der Niederländer Jeroen Dijsselbloem. Sein Vorgänger, Jean-Claude Juncker, ist der amtierende Präsident der EU-Kommission. Schon unter Junckers Vorsitz geriet die Euro-Gruppe durch die hereinbrechende Staatsschuldenkrise immer mehr ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Hektische Sitzungen bis spät in die Nacht beherrschten von nun an die Treffen, mussten doch Rettungspakete für die Mitgliedsländer in Not geschnürt werden, die sich nicht mehr selbstständig auf den Kapitalmärkten versorgen konnten.
In den ersten Monaten des Jahres hielt besonders der damalige griechische Finanzminister, Yanis Varoufakis, den Rest der Euro-Gruppe in Atem: Er weigerte sich beharrlich, im Gegenzug für weitere finanzielle Unterstützung Sparmaßnahmen zu akzeptieren. Die Einigung über ein drittes Hilfspaket konnte schließlich nicht im Gremium der Finanzminister gefunden werden, sondern auf einem Sondergipfel der Staats- und Regierungschefs. (aga)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.10.2015)