Müllverwertung: „Kreislaufwirtschaft ist technisch machbar“

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Symbolbild.(c) Die Presse (Clemens Fabry)
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Die EU-Institutionen und einige EU-Regierungen bremsen bei den angepeilten Zielen zur europaweiten Abfallverwertung. Die betroffenen Unternehmen sind hingegen deutlich optimistischer.

Wien/Brüssel. „Natürlich ist das technisch machbar“, ist Hans Roth, Präsident des Verbands Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VÖEB), überzeugt. Er warb vergangene Woche in Brüssel vor den zuständigen EU-Abgeordneten für die schrittweise Einführung eines völligen Deponieverbots bis 2030 und für ehrgeizige Ziele bei der Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Die Idee, Abfälle zu 100 Prozent für die Produktion und Energiegewinnung zu verwerten, ist in der EU umstritten. Als die EU-Kommission im vergangenen Dezember in einem zweiten Anlauf ihre Vorschläge für eine schrittweise Erhöhung der Recyclingquote auf 65 bzw. 75 Prozent und eine Reduzierung des deponierten Abfalls auf nur noch zehn Prozent vorgelegt hatte, wurde bald klar, dass nicht alle Mitgliedstaaten mitziehen würden. Auch in den EU-Institutionen selbst gab es Widerstand.

Dabei liegen die Vorteile einer Kreislaufwirtschaft auf der Hand. Würden Siedlungs- und Gewerbeabfälle zur Gänze wiederaufbereitet, wäre die EU von Rohstofflieferungen aus Drittländern weniger abhängig. Die Kreislaufwirtschaft würde neue Arbeitsplätze schaffen und eine zusätzliche Wertschöpfung in Europa ermöglichen. Dazu könnte die Klimabilanz deutlich verbessert werden. So spart etwa eine Tonne aufbereiteter Kunststoff im Vergleich zu Primärkunststoff bis zu 50 Prozent Treibhausgase sowie bis zu 12.000 kWh Strom. Nach notwendigen Investitionen sowohl im Sammelsystem als auch bei der Produktion wären die verwendeten Rohstoff auch günstiger. Derzeit, so Roth, bremsen die relativ niedrigen Rohstoffpreise allerdings diese Motivation der Unternehmen.

Der VÖEB tritt für ein komplettes Deponieverbot im gesamten EU-Raum ein. „Allein die Kontrolle der erlaubten zehn Prozent wäre ein unnötiger Verwaltungsaufwand“, argumentiert Roth. Die deutschen Entsorgungsbetriebe argumentieren ähnlich. Auch der Bundesverband der Deutschen Entsorgungswirtschaft (BDE) ist für ein europaweites Verbot der Deponierung von unbehandelten Abfälle.

Probleme bei der Infrastruktur

Widerstand kommt allerdings von einigen EU-Staaten. In Rumänien, Bulgarien, Lettland und Griechenland landen noch immer mehr als vier Fünftel der Abfälle auf Deponien. Diese Länder haben Schwierigkeiten, die notwendige Infrastruktur zur Mülltrennung aufzubauen. Ähnlich ist die Lage in Kroatien und Zypern.

Unterstützung kommt von der Verpackungsindustrie. Erika Mink; Leiterin der Öffentlichkeitsarbeit beim schwedischen Verpackungsunternehmen Tetra Pak, zeigte sich jüngst gegenüber dem Internet-Nachrichtendienst EurAcitv optimistisch. Ein Deponieverbot sei bis 2030 durchaus erreichbar. „Verpackung sollte nicht in Deponien entsorgt werden.“ Ähnlich äußern sich Vertreter von Metal Packaging Europe, dem Dachverband der Dosen- und Blechproduzenten. Sie sprechen von positiven Auswirkungen auf Wachstum, Energieeffizienz und Arbeitsplätze.

Die EU-Umweltminister werden voraussichtlich noch im Juni über das Maßnahmenpaket zur Kreislaufwirtschaft beraten. Im Europaparlament zeichnet sich indessen eine Unterstützung ab.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 31.05.2016)

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