Brexit-Kampagnenchef will keinen schnellen EU-Austritt

Head of Vote Leave, Matthew Elliott, poses for a photograph at the Vote Leave campaign headquarters in London
Head of Vote Leave, Matthew Elliott, poses for a photograph at the Vote Leave campaign headquarters in London(c) REUTERS (PETER NICHOLLS)
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"Am besten ist es, wenn sich der Staub den Sommer über legen kann", sagt Matthew Elliott, der die Kampagne für den EU-Austritt leitete.

Großbritannien sollte nach Ansicht des Chefs der Brexit-Kampagne vor einem offiziellen Austrittsschreiben an die EU informelle Verhandlungen über die künftigen Beziehungen führen. "Am besten ist es, wenn sich der Staub den Sommer über legen kann und während dieser Zeit informelle Verhandlungen mit anderen Ländern stattfinden", sagte Matthew Elliott am Samstag der Nachrichtenagentur Reuters.

"Wir glauben nicht, dass es die Notwendigkeit gibt, sich schnell auf Artikel 50 zu berufen", so Elliott. Artikel 50 des Lissaboner Vertrags regelt den Austritt eines Mitgliedslandes.

Nach der historischen Entscheidung dringen die EU-Mitgliedstaaten auf ein schnelles Ausscheiden Großbritanniens. Sie sehen sich unter Zeitdruck für eine Neuordnung, da in mehreren Ländern nach dem Brexit-Votum Befürworter eines EU-Austritts Aufwind erhalten. Gleichwohl gibt es unterschiedliche Signale. Während EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker Großbritannien aufforderte, umgehend die Verhandlungen über den Austritt aufzunehmen, äußerte sich die deutsche Kanzlerin Angela Merkel zurückhaltender.

Cameron will Nachfolger Verhandlungen überlassen

Nach der Niederlage in der Brexit-Abstimmung will der britische Premierminister David Cameron allerdings bis Oktober im Amt bleiben und seinem Nachfolger die Austrittsverhandlungen überlassen.

Bei den Verhandlungen über das Ausscheiden müssten alle Aspekte der Beziehung zur EU geregelt werden, betonte Elliott. Dazu gehörten die britischen Beiträge ebenso wie der Zugang zum Binnenmarkt, Auslieferungsabkommen und der sogenannte EU-Pass. Dieser ermöglicht britischen Finanzinstituten den ungehinderten Zugang zu den EU-Kapitalmärkten. Er sehe keinen Grund, warum nicht eine Lösung gefunden werden könnte, den EU-Pass fortzuführen.

Elliott betonte zugleich, dass der Austritt aus der EU eine Entscheidung des britischen Volkes gewesen sei, die auf jeden Fall umgesetzt werde.

(APA/Reuters)

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