Regierungschefin Sturgeon sieht ein Unabhängigkeitsreferendum höchstwahrscheinlich. 59 Prozent der Schotten sind nach dem Brexit für einen Austritt.
Nach dem Brexit-Votum ist laut der schottischen Regierungschefin Nicola Sturgeon ein zweites Referendum über die Unabhängigkeit ihres Landesteils "höchst wahrscheinlich". Das Vereinigte Königreich, für das Schottland 2014 gestimmt habe, "existiert nicht mehr", sagte Sturgeon am Sonntag im Rundfunksender BBC.
Mit ihrem Vorhaben kann Sturgeon auf die Unterstützung der schottischen Bevölkerung zählen: Eine deutliche Mehrheit der Schotten ist einer Umfrage zufolge für ein neues Referendum zur Abspaltung von Großbritannien. 59 Prozent der Befragten sind jetzt für die Unabhängigkeit, wie aus der Erhebung für die Zeitung "Sunday Post" hervorgeht.
Beim letzten Referendum zu der Frage im Jahr 2014 waren es nur 45 Prozent. Die Mehrheit war dafür, im Vereinigten Königreich zu bleiben. Eine Sorge war damals, dass Schottland nicht mehr Teil der Europäischen Union sein könnte. Nachdem Großbritannien am Donnerstag aber mit einer Mehrheit von 52 zu 48 Prozent für einen EU-Austritt votierte, hat sich die Stimmung in Schottland geändert.
Dort stimmten 62 Prozent der Bürger für den britischen EU-Verbleib. "Ein zweites Unabhängigkeitsreferendum ist ganz klar eine Option, die auf den Tisch muss und sie ist sehr präsent auf dem Tisch", hatte Schottlands Regierungschefin Nicola Sturgeon am Samstag erklärt. Sollte sich Schottland tatsächlich von Großbritannien abspalten, könnte das Land wieder der EU beitreten.
Drei Millionen Briten wollen zweites Referendum
Unterdessen wird bei den Briten der Ruf nach einem zweiten EU-Referendum wird lauter: Mehr als drei Millionen Briten verlangen per Petition, noch einmal abstimmen zu dürfen. Allerdings dämpfen Experten die Hoffnung. Eine zweite Volksbefragung werde es nicht geben, sagte der Wahlforscher John Curtice der britischen Nachrichtenagentur PA. Das Gesuch ans Parlament stammt aus der Zeit vor dem Referendum.
Ende Mai hatte William Oliver Healey verlangt: Sollte die Wahlbeteiligung unter 75 Prozent liegen und das Ergebnis knapper als 60 zu 40 Prozent sein, solle noch einmal abgestimmt werden. Beides ist eingetreten. Nachdem das Land für den Brexit gestimmt hatte, wuchs die Zahl der Unterstützer schnell.
(APA/AFP/Reuters)