Lesbos: Flüchtlingshelfer versuchen offenbar Muslime zu bekehren

Ein Flüchtling in Moria.
Ein Flüchtling in Moria.APA/AFP/STR
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Mitarbeiter von Hilfsorganisationen sollen in einem Flüchtlingslager auf Lesbos Migranten überreden, zum Christentum zu konvertieren.

Die Zahl der Asylwerber, die zum Christentum konvertieren wollen, ist im Vorjahr stark angestiegen - auch in Österreich. Doch offenbar dürften Gläubige aktiv versuchen, muslimische Flüchtlinge zum Christentum zu bekehren. Der "Guardian" berichtet von christlichen Missionaren im Flüchtlingslager Moria auf der griechischen Insel Lesbos.

Es seien mindestens zwei Fälle aus den vergangenen Monaten bekannt, in denen freiwillige Mitarbeiter der Hilfsorganisation Euro Relief Übertrittsforumale in arabischen Übersetzungen des Johannesevangeliums versteckt hatten. "Ich weiß, ich bin ein Sünder", soll darin laut "Guardian" stehen. "Ich bitte Jesus meine Sünden zu vergeben und mir ewiges Leben zu gestatten. Es ist mein Wunsch, sein Wort zu lieben und zu befolgen."

Euro Relief ist eine der wenigen Hilfsorganisationen, die in Moria geblieben sind, nachdem viele NGO ihre Arbeit in den griechischen Flüchtlingslagern aus Protest gegen den EU-Türkei-Deal aussetzten. Die Camps stehen zwar unter Aufsicht des griechischen Migrationsministeriums, freiwillige Helfer übernehmen aber den Großteil des täglichen Managements.

Flüchtlinge kritisieren die Tätigkeiten

Euro Relief verurteilte die Verteilung der Übertrittsformulare, berichtet die britische Zeitung. Die Organisation könne aber nicht garantieren, dass Mitarbeiter das Material auf eigene Faust verbreiteten. Sollten sich weitere Fälle ereignen, werde man Disziplinarmaßnahmen ergreifen. Auch die im Lager internierten Flüchtlinge kritisieren die Aktion. "Wir respektieren alle Religionen, aber wie würden Sie sich als Christ fühlen, wenn ich Ihnen einen Koran in die Hand drücke", sagte ein Syrer.

Seit Inkrafttreten des Flüchtlingspakts zwischen der Europäischen Union und der Türkei im März hat die Zahl der neu ankommenden Flüchtlinge in Griechenland stark abgenommen. Alle ab diesem Stichtag eingetroffenen Migranten werden wieder in die Türkei zurückgeschickt und dürfen von den Ägäis-Inseln nicht mehr auf das Festland weiterreisen. Rund 8400 Migranten sollen sich noch auf griechischen Inseln befinden und dort Asyl beantragen wollen. Es wird zudem geschätzt, dass etwa 48.000 Flüchtlinge auf dem griechischen Festland sind, weil die sogenannte Balkanroute Richtung Österreich und Deutschland durch Grenzschließungen zugemacht wurde.

Doch die Situation in den Lagern ist prekär. Die Asylverfahren dauern lange, die Migranten leben auf kleinestem Raum unter schlechten sanitären Bedingunen. Die UNO sprach daher bereits von der "Internierung" der Flüchtlinge in den Camps und rief zu mehr Unterstützung auf.

(maka)

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