Europäer nehmen lieber christliche Asylwerber auf

Flüchtlinge in Griechenland.
Flüchtlinge in Griechenland.APA/AFP/LOUISA GOULIAMAKI
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Europas Bevölkerung lehnt schlecht gebildete, muslimische Flüchtlinge ab, zeigt eine Studie. Das bedeute Herausforderungen für die Integration.

Welche Asylwerber sind Europäer bereit aufzunehmen? Mit dieser Frage beschäftigte sich eine internationale Studie, durchgeführt in 15 europäischen Staaten - auch Österreich. Das Ergebnis: Europäer würden eher qualifizierte, politisch verfolgte und christliche Asylsuchende aufnehmen.

"Unsere Ergebnisse zeigen, dass in den Augen der europäischen Öffentlichkeit nicht alle Flüchtlinge gleich sind", sagt einer der Studienautoren, Dominik Hangartner. Die Befragten ziehen jüngere Asylsuchende mit besseren beruflichen Qualifikationen und besseren Kenntnissen der Landessprache vor. Sie waren deutlich eher bereit Ärzte oder Lehrer aufzunehmen als arbeitslose Flüchtlinge. Kurz gesagt: Die europäische Bevölkerung bevorzugt Asylwerber, die für die heimische Wirtschaft nützlich sein können.

Auch die Fluchtgeschichten spielten für die Studienteilnehmer eine Rolle: Politisch, religiös oder ethisch verfolgte Menschen haben eine 15 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit aufgenommen zu werden als jene, die aus wirtschaftlichen Gründen fliehen. Diese Haltung sei besonders in reicheren Ländern wie Österreich ausgeprägt gewesen, sagt Co-Autor Jens Hainmueller in einem Interview mit "Deutsche Welle". Folteropfer akzeptierten die Befragten eher als Menschen, die nicht mit ihrem Leben bedroht sind.

Bereitschaft für Aufnahme besonders Bedürftiger

Ein wesentlicher Faktor für die europäische Bevölkerung ist aber auch die Religionszugehörigkeit. EU-Bürger lehnen muslimische Flüchtlinge mit einer um 11 Prozent höheren Wahrscheinlichkeit ab als Christen. Diese Abneigung gegenüber Muslimen sei in allen untersuchten Ländern und quer durch alle Gruppen von Befragten deutlich erkennbar gewesen, sagt Hangartner. Sie sei aber bei Personen, die sich im politischen Spektrum rechts einordneten, doppelt so stark wie bei Linken.

«Die starke Präferenz für gut ausgebildete, christliche Asylsuchende, die die Landesprache beherrschen, stellt die Politik vor große Herausforderungen, Asylsuchende aufzunehmen und zu integrieren», meinte Hangartner. Denn die meisten Flüchtlinge erfüllen die Aufnahmekriterien der Bevölkerung nicht: Die meisten stammen aus muslimischen Ländern und sprechen vor der Einreise kaum die Sprachen ihrer Herkunftsländer. Gleichzeitig zeigten die Ergebnisse, dass die europäische Bevölkerung bereit sei, besonders bedürftige, gefährdete Asylwerber im Sinne der Genfer Konvention aufzunehmen.

Für die Studie wurden 18.000 Bürger von Wissenschaftlern der Universität Zürich (UZH), der London School of Economics and Political Science und der US-amerikanischen Stanford University zu 180.000 fiktiven Profilen von Asylsuchenden befragt. Diese unterscheiden sich unter anderem nach Alter, Geschlecht, Herkunftsland, beruflichem Hintergrund, Religion, Sprachkenntnissen und Fluchtgründen.

>>> Studie im "Science"-Magazin.

>>> Pressemitteilung.

(maka)

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