Porträts. Ob Monnet, Schuman, Adenauer, De Gasperi oder Mansholt – sie alle eint ihre Geschichte während des Nationalsozialismus. Sie wünschten sich ein friedliches Europa ohne Rassismus, Gewalt und Hunger.
Wien. Die Europäische Union wäre ohne diese Männer nicht entstanden. Sie alle hatten den Zweiten Weltkrieg, die Ausgrenzung von Menschen anderer Herkunft, Religion und politischer Anschauung erlebt. Jean Monnet, Robert Schuman aus Frankreich, Konrad Adenauer aus Deutschland, Alcide De Gasperi aus Italien und Sicco Mansholt erlitten Verfolgung, Haft und Entbehrungen am eigenen Leib. Sie lehnten alle Ideen ab, die zu einer gegenseitigen Abschottung der europäischen Staaten und ihrer Menschen beitragen könnte. Ihr Plan war ein Europa, das eine friedliche Grundlage für alle hier lebenden Menschen absichern sollte.
Frankreich als Siegermacht war 1950 bereit, Deutschland und Italien die Hand zu reichen und ein Stück eigene Souveränität in der zu gründenden Gemeinschaft aufgehen zu lassen. Dass die EGKS, später EWG, dann EG und letztlich EU so stark französisch geprägt war, hing auch mit dieser einstigen Großzügigkeit zusammen. Eine wirtschaftliche Vernetzung der ehemaligen Kriegsgegner sollte, so die Ideen von Monnet, Schuman und Adenauer, künftige Kriege verhindern. Was zuerst mit den wichtigsten Rohstoffen Kohle und Stahl begann, wurde später zum europäischen Binnenmarkt ausgebaut.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 26.11.2016)