Der Kanzler sieht einen inhaltlichen Dissens mit der türkischen Regierung.
Brüssel/Wien. Die Forderung des österreichischen Außenministers, Sebastian Kurz (ÖVP), nach einem Einfrieren der EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei hat die ohnehin schon angespannten Beziehungen zwischen Wien und Ankara weiter verschärft. Nachdem die Türkei am Donnerstag einen Konfrontationskurs gegen Österreich angekündigt hatte, schaltete sich auch Bundeskanzler Christian Kern (SP) ein: Er kritisierte Ankara scharf und bezeichnete die türkische Reaktion als „völlig überzogen“. „Mangelnde Höflichkeit ist überhaupt nicht der Punkt, es gibt inhaltlichen Dissens“, sagte Kern Freitagfrüh nach dem EU-Gipfel in Brüssel. Die österreichische Position sei, dass „ein EU-Beitritt der Türkei nicht infrage“ komme.
Der türkische Außenminister, Mevlüt Çavudoğlu, hatte am Donnerstag mit scharfer Kritik darauf reagiert, dass Kurz am Dienstag ein Veto gegen eine gemeinsame Erklärung der EU-Außenminister zu den Beitrittsgesprächen eingelegt hatte. Er werde von nun an „auf allen Ebenen gegen Österreich auftreten“, sagte Çavudoğlu. (APA)
("Die Presse", Print-Ausgabe, 17.12.2016)