Einreise: Türkischer Ansturm auf EU-Pässe

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Aussiedler aus Bulgarien und Türken aus Nordzypern verschaffen sich Zugang zur Reisefreiheit in Europa.

SOFIA/NIKOSIA (ag., wb). Im Passamt des Regionalzentrums Kardschali in Südbulgarien brach am Dienstag dieser Woche das Computersystem zusammen. Hunderte von Türken mit doppelter Staatsbürgerschaft waren schon in der Früh aus der benachbarten Türkei eingereist, um Anträge für die Ausstellung eines neuen bulgarischen EU-Passes zu stellen. Die Aussiedler wollen eines der begehrten Reisedokumente erhalten, um künftig ohne Visum in die EU und mit wenig bürokratischem Aufwand auch in Partnerstaaten wie die USA einreisen zu können. Bulgarien will zudem 2011 dem grenzkontrollfreien Schengen-Raum beitreten.

Rund 300.000 Türken wurden vor dem Ende des Kommunismus aus Bulgarien vertrieben. Sie alle haben Anrecht auf eine doppelte Staatsbürgerschaft. Da dieses Jahr die Gültigkeit der Mehrzahl der bulgarischen Dokumente ausläuft, ist der Ansturm auf neue „EU-Pässe“ besonders groß.

40.000 Nordzyprioten mit Pass

Ähnlich ist die Lage in Nordzypern. Die dort lebenden Türken können sich einen Pass der Republik Zypern ausstellen lassen, mit dem sie ohne Visum in die EU einreisen dürfen. Über 40.000 verfügen mittlerweile über einen solchen EU-Pass, weitere 67.000 über einen EU-konformen Personalausweis. Vertreter der griechisch-zypriotischen Verwaltung weisen gerne darauf hin, dass auch Politiker des Nordteils der Insel sich selbst und ihren Familien solche Reisepässe beschafft hätten. Offiziell verweigert freilich die politische Führung des türkischen Nordens ebenso wie die Regierung in Ankara der Republik Zypern die diplomatische Anerkennung.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 08.04.2010)

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