Merkel: "Scheitert der Euro, scheitert Europa"

Angela Merkel und Donald Tusk bei der Verleihung des Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen
Angela Merkel und Donald Tusk bei der Verleihung des Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen (c) APN (Roberto Pfeil)
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Europa muss sich stärker wirtschafts- und finanzpolitisch verzahnen, fordert die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel. Die Krise müsse Anlass sein, Mängel an der europäischen Architektur zu beheben.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hat am Donnerstag bei der Verleihung des Internationalen Karlspreis der Stadt Aachen eindringlich für ein engeres Zusammenrücken Europas geworben und zur Verteidigung des Euro aufgerufen. "Der Euro ist unsere Währung, und er ist doch mehr als unsere Währung", sagte sie. Die renommierte Auszeichnung ging an den polnischen Ministerpräsidenten Donald Tusk.

Die Krise um die Zukunft des Euro sei die größte Bewährungsprobe, die Europa seit 1990, womöglich noch seit viel längerer Zeit, zu bestehen habe. "Diese Bewährungsprobe ist existenziell", betonte Merkel. Sie müsse bestanden werden. Gelinge das nicht, seien die Folgen unabsehbar. Die Rettung des Euro sei so wichtig, weil alle spürten: "Scheitert der Euro, dann scheitert nicht nur das Geld, dann scheitert mehr, dann scheitert Europa, dann scheitert die Idee der europäischen Einigung."

"Vertragliche Konsequenzen" ziehen

"Wir haben eine gemeinsame Währung, aber wir haben keine gemeinsame wirtschaftliche und politische Union", beklagte die Kanzlerin. Genau das müsse geändert werden. Die Krise müsse Anlass sein, Mängel an der europäischen Architektur zu beheben. Man werde dabei auch "vertragliche Konsequenzen" ziehen und Probleme ehrlicher ansprechen müssen. Seit der Verabschiedung des Maastricht-Vertrages sei Europa größer geworden, "aber die innere Verfasstheit hat nicht Schritt gehalten", sagte Merkel.

Merkel wagt weitere Schritte

Europa werde sich stärker wirtschafts- und finanzpolitisch verzahnen müssen. "Und jenseits des Ökonomischen wagen wir vielleicht nach der gemeinsamen Währung weitere Schritte, zum Beispiel den zu einer gemeinsamen europäischen Armee", so Merkel.

Tusk: EU braucht Anführer


Tusk sagte in Aachen, er begreife die Schuldenkrise "paradoxerweise als Chance, um Europa zu stärken und weiterzuentwickeln". Die EU brauche aber "Anführer, die an das Wesen Europas glauben". Für Europa breche nicht wie von Skeptikern behauptet die Zeit der Dämmerung an: "Die Stunde Europas schlägt, und die Überwindung der Krise wird der beste Beweis sein."

In ihrer Laudatio würdigte die deutsche Kanzlerin Tusk als Kämpfer für Freiheit und Demokratie. Zusammen mit den anderen Mitgliedern der polnischen Solidarnosc-Bewegung habe er den Grundstein für die europäische Einigung gelegt. Der polnische Freiheitskampf habe "am Ende ganz Europa erfasst und verändert". Politisch stehe Tusk für "Kooperation statt Konfrontation". Durch sein konsequentes Eintreten für den Vertrag von Lissabon habe er zudem dazu beigetragen, dass die EU heute auf einer neuen gesetzlichen Grundlage stehe.

(Ag.)

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