Euro-Krisenfonds: Ein Deutscher treibt Rettungsgeld auf

(c) EPA (OLIVIER HOSLET)
  • Drucken

Ab Jänner werden erste Anleihen für die Finanzierung der Irland-Rettung aufgelegt. Investoren aus Asien und Nahost versorgen den Euro-Rettungsfonds mit Liquidität. Klaus Regling will den Euro aus der Krise holen.

Wien. Seine Beziehung zum Euro könnte kaum enger sein: Klaus Regling, der seit August den Euro-Rettungsfonds (European Financial Stability Facility, EFSF) mit Sitz in Luxemburg leitet, hat das Schicksal der Gemeinschaftswährung seit ihrem Start mitgeprägt. Der 59-jährige Deutsche entwarf als enger Mitarbeiter von Ex-Finanzminister Theo Waigel den Euro-Stabilitätspakt. Einige Jahre später reformierte er als EU-Kommissionsbeamter den Pakt, und nun setzt er all seine beruflichen Energien daran, die Währung aus ihrer schwersten Krise zu führen.

Der ehemalige IWF-Manager reiste in den vergangenen Monaten quer durch die Welt, um für den Euro-Rettungsfonds zu werben. 440 Milliarden Euro ist die EFSF theoretisch schwer. Theoretisch, weil sie praktisch nur aus staatlichen Garantien der Euro-Länder besteht. Reales Geld muss Regling erst mühsam auf den internationalen Finanzmärkten beschaffen. Dabei ist hilfreich, dass der Deutsche perfekt dem Bild eines seriösen Finanzmanagers entspricht. „Er ist nüchtern, ruhig und sehr beschlagen“, charakterisiert ihn Thomas Wieser, der Vorsitzende des mächtigen EU-Wirtschafts- und Finanzausschusses WFA.

In Singapur, China und arabischen Ländern war Regling zuletzt unterwegs, um sich die Zusage für Finanzmittel zu sichern. Griechenland war noch durch bilaterale Hilfe gestützt worden. Für Irland wird die EFSF ab Jänner erste Anleihen auflegen. Die erste Tranche soll fünf bis acht Milliarden Euro umfassen, berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“. Laut Regling wird das Geld „insbesondere aus Asien und dem Mittleren Osten“ kommen. Diese Länder würden derzeit ihre Überschüsse investieren.

Vielleicht sogar ein Geschäft

85 Milliarden Euro sollen letztlich für Dublin bereitstehen. Österreich garantiert für 12,5 Milliarden Euro. Die EFSF könnte nach derzeitigem Stand sogar ein Geschäft werden – sowohl für Investoren als auch für jene Staaten, die ihre Garantien gaben. Denn die Rettungsinstitution agiert ähnlich wie eine Bank. Sie vergibt günstige Kredite an Euro-Länder, die auf den internationalen Finanzmärkten nur mit hohen Risikoaufschlägen Geld bekämen. Reglings Fonds, der auf die geballte Kraft aller Euro-Länder zählen kann, bekommt deutlich günstigere Kredite als angeschlagenen Euro-Länder. Diese Gelder gibt er mit leichten Aufschlägen an Länder wie Irland weiter. Zahlt Dublin seine Kredite regelmäßig zurück, sollte im EFSF schließlich sogar mehr Geld übrig bleiben, als einst durch Anleihen aufgenommen wurde.

So weit die Theorie. In der Praxis fürchten aber einige EU-Regierungen – vor allem jene in Berlin –, dass ihre Garantien schlagend werden könnten und sie für die maroden Staatshaushalte von Irland, Portugal, Spanien oder gar Italien aufkommen müssten. Bei einem Vortrag in Singapur versuchte Regling solche Ängste zu zerstreuen. Die Wahrscheinlichkeit sei höher, „dass Deutschland Gewinn macht, als dass es einen Verlust schreibt“. Die EFSF genießt ein Triple-A-Rating. Derzeit fällt es ihr leicht, Geld aufzunehmen. Das Risiko würde erst schlagend, wenn das erste Euro-Land in Bankrott ginge, weil der Fonds nicht mehr ausreichend Mittel auftreiben kann.

Freilich war die EFSF eigentlich nur ins Leben gerufen worden, um den Märkten ein positives Signal zu senden. Das gelang kurzfristig auch. Zuerst war gehofft worden, dass die Rettungsinstitution niemals reales Geld aufnehmen muss. Nun, da Irland wirklich Geld benötigt, wird freilich spekuliert, ob der Finanzrahmen von 440 Mrd. auch für Portugal und Spanien ausreichen würde. „Ja, das ginge sich noch aus“, heißt es seitens Brüsseler Finanzexperten. Problematisch würde es erst, wenn auch noch Italien in Probleme geraten würde.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.12.2010)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.