Centrope wird international: Das Ende der Kopfbahnhöfe

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Die mitteleuropäische Zentralregion soll künftig international besser angebunden werden, mit neuen schnellen Bahnlinien Richtung Baltikum, Adria und Russland und mit neuen Autobahnen in Ungarn und Slowakei.

Wien/Wb. Wien an der Transsibirischen Eisenbahn? Das ist keine Illusion mehr. Die mitteleuropäische Zentralregion Centrope zwischen Brünn, St. Pölten, Wien, Bratislava und Györ soll künftig international besser angebunden werden. Sowohl das Straßennetz als auch das Bahnnetz sollen ausgebaut werden. Centrope, die gemeinsame Initiative der österreichischen, tschechischen, ungarischen und slowakischen Regionen, will deshalb eine eigenen Position zur europäischen Verkehrspolitik entwickeln und damit den Ausbau vorantreiben.

Die Kopfbahnhöfe, die auch das Bild Wiens bis zum Fall des Eisernen Vorhangs geprägt haben, verschwinden nach und nach. Wien, aber auch Bratislava sollen zu internationalen Verkehrsdrehscheiben ausgebaut werden. Ziel ist im Schienenverkehr der Ausbau einer Nord-Süd-Achse zwischen Brünn, Wien bzw. Bratislava, Burgenland, Szombathely bis nach Kroatien und weiter in den südosteuropäischen Raum. Richtung Osten soll die Anbindung an die Transsibirische Eisenbahn die Transporte nach Asien beschleunigen und wirtschaftlicher machen. Besonders wichtig erscheint das für die Autozulieferindustrie, die sich in der Centrope-Region etabliert hat. Von russischer Seite wurde bereits mehrfach eine Verlängerung der Breitspurbahn bis in den Raum Wien forciert. Verglichen mit dem Seeweg über den Indischen Ozean würde eine Verlängerung der Transsibirischen Eisenbahn die Transportzeit zwischen Zentraleuropa und Wladiwostok von 35 auf 15 Tage verkürzen. Allein Niederösterreich hat in seiner Wirtschaftsstrategie eine Verdoppelung seiner Exporte nach Russland von derzeit 260 Millionen Euro pro Jahr auf 520 Millionen Euro angepeilt. Hilfreich wäre auch dabei die Anbindung an die russische Breitspurbahn.

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Unterstützung der EU gibt es für eine andere Achse, die Centrope im Nordosten mit dem Baltikum und im Südosten mit Graz, Klagenfurt und der Adria verbinden soll. Die EU-Kommission hat im Oktober vorgeschlagen, diesen baltisch-adriatischen Korridor in die Liste der Verkehrsnetze einzubinden, die von der EU prioritär gefördert werden (TEN-Kernnetz).

Beim Straßennetz ist ein Ausbau der Autobahn zwischen Brünn und Wien sowie eine bessere Erschließung des Nordwestens von Ungarn geplant. Auch neue Autobahn- und Schnellstraßenverbindungen von Bratislava ostwärts sollen die internationale Anbindung verbessern.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.11.2011)

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