Schäuble deutet Ausweitung der Portugal-Hilfen an

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Bei einem verdeckt aufgenommenen Gespräch sprach der Minister von "Anpassung" des Programms.

Berlin/Lissabon/Ag. Braucht Portugal weitere Finanzhilfen? Darüber gibt es nach einem Bericht des portugiesischen Fernsehsenders TVI, der den deutschen Finanzminister Wolfgang Schäuble bei einem verdeckt aufgenommenen Gespräch mit seinem portugiesischen Amtskollegen Vitor Gaspar zeigt, heftige Spekulationen. Schäuble ist in der Aufnahme mit den folgenden Worten zu hören: „Wenn sich die Notwendigkeit einer Anpassung des griechischen Programms ergibt, werden wir dazu bereit sein.“ Gaspar sagte darauf: „Das wissen wir sehr zu schätzen.“ Die Unterhaltung der beiden in englischer Sprache fand beim Treffen der Euro-Finanzminister am Donnerstag statt. Zu Beginn der Ministertreffen laufen stets TV-Kameras, doch dieses Mal waren auch deren Mikrofone eingeschaltet.

Das deutsche Finanzministerium reagierte prompt: Portugal habe die Sparauflagen bisher übererfüllt und benötige keine zusätzlichen Hilfen. Dies zeigten auch alle Berichte der Finanzkontrolleure der Troika aus Vertretern von EU, Internationalem Währungsfonds (IWF) und Europäischer Zentralbank (EZB). Ob Anpassungen notwendig werden, müsse zu gegebener Zeit geprüft werden.

Zweitgrößtes Sorgenkind

Auch Portugal hatte mehrfach erklärt, dass es kein zweites Hilfsprogramm der Europartner und des IWF benötigt. Anpassungen bei den Hilfen könnte es nach Einschätzung aus Finanzkreisen jedoch noch bei den Zinsen sowie den Laufzeiten der bisherigen Hilfskredite geben.

Das Land gilt derzeit nach Griechenland als größtes Sorgenkind der Eurozone, die Renditen für portugiesische Staatsanleihen hatten zuletzt neue Höchststände erreicht. Im vergangenen Jahr schlüpfte Portugal unter den Rettungsschirm und erhielt Zusagen für Kredithilfen im Volumen von 78 Milliarden Euro.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 11.02.2012)

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