Berlin dementiert Bericht über europäische Allianz gegen Hollande

(c) AP (Laurent Cipriani)
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Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und andere EU-Regierungschefs wollen François Hollande, den Kandidaten der französischen Sozialisten, im Wahlkampf nicht treffen. Berlin dementierte am Montag.

Wien/Ag. Es ist ein wenig rühmliches Gerücht, das da seit einem Bericht des „Spiegels“ die Runde macht: Die deutsche Bundeskanzlerin, Angela Merkel, soll mit dem italienischen Premier, Mario Monti, Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy und dem britischen Premier, David Cameron, vereinbart haben, den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten in Frankreich, François Hollande, im laufenden Wahlkampf nicht zu empfangen. Grund: Die Regierungschefs sollen darüber empört sein, dass Hollande angekündigt hat, im Falle seiner Wahl den EU-Fiskalpakt neu verhandeln zu wollen.

„Diese Information beeindruckt mich nicht“, hatte Hollande am Sonntag im Fernsehsender France3 zu den Boykottberichten gesagt. Das französische Volk werde selbst über seine Zukunft befinden; die „europäischen Politiker, die ich übrigens sehr respektiere, sollten nicht Druck auf die Entscheidung des französischen Volkes ausüben.“ Merkel hatte im französischen Wahlkampf bereits ihre Unterstützung für den amtierenden Präsidenten, Nicolas Sarkozy, deutlich gemacht. Sie habe mit Sarkozy in der Eurokrise besonders eng zusammengearbeitet und unterstütze ihn daher.

Ein Treffen, um das Hollande bei Merkel laut Angaben der Sozialistenchefin Martine Aubry „aus Höflichkeit“ angesucht haben soll, habe diese denn auch abgelehnt. Die Kanzlerin habe erklärt, dass sie das nicht wünsche, so Aubry.

Zur Zurückhaltung ermahnt

Wenig überraschend dementierte Berlin am Montag jedoch den Bericht einer Allianz gegen Hollande. Dieser sei „falsch“, es gebe keinen Grund für böses Blut, so Regierungssprecher Steffen Seibert. Jeder Regierungschef in Europa entscheide „frei und eigenständig“, wen er empfange und wen nicht. Wegen der offenkundigen Unterstützung hatte Außenminister Guido Westerwelle zur Zurückhaltung im französischen Wahlkampf gemahnt und vor einem Schaden für das Deutschlandbild im Ausland gewarnt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.03.2012)

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