AKW-Stresstest: Österreich stimmt Ergebnis nicht zu

Die Ensreg hat ihren AKW-Stresstestbericht fertiggestellt.
Die Ensreg hat ihren AKW-Stresstestbericht fertiggestellt.(c) Dapd (Harald Tittel)
  • Drucken

Während 26 EU-Staaten zustimmten, enthielt sich Österreich der Stimme. Umweltminister Berlakovich fordert weitere Überprüfungen.

Österreich hat als einziges EU-Land dem nun vorliegenden Stresstest-Bericht für Atomkraftwerke nicht zugestimmt. Wie Umweltminister Nikolaus Berlakovich am Donnerstag in Luxemburg erklärte, hätten 26 EU-Staaten zugestimmt, Österreich habe sich der Stimme enthalten. Grundsätzlich seien solche Tests wichtig, der Weg sei der richtige, doch das Ziel noch nicht erreicht.

Berlakovich betonte, "unsere Forderung ist klar, entweder europäische AKWs nachrüsten oder abschalten". Im Bericht fehle eine Bewertung der einzelnen Atomkraftwerke, ihrer Mängel und Probleme. Außerdem sei der Zeitplan der Überprüfung zu kurz gewesen. "Das muss nachgeliefert werden". Es müsse auch regelmäßige Überprüfungen geben.

Die Ensreg (Europäische Hochrangige Gruppe für Nuklearsicherheit und Abfallentsorgung) hatte in den vergangenen Monaten im Auftrag der EU-Kommission eine Prüfung der Atomkraftwerke durchgeführt. Österreich habe sich bei den Stresstests "sehr stark eingebracht", betonte der Umweltminister. Von den 80 unabhängigen Experten auf EU-Ebene seien zehn aus Staaten gekommen, die keine AKW betreiben, davon drei aus Österreich.

Frankreich hat Nachrüstbedarf

Als positiv wertete Berlakovich, dass "immerhin gesagt wurde, Frankreich hat einen Nachrüstbedarf" seiner AKW in Höhe von bis zu 15 Milliarden Euro. Die Frage, ob der Test nur ein Feigenblatt gewesen sei, wies Berlakovich zurück. "Nein, das war es nicht. Es zeigt nur, wie enorm der Widerstand der Atomlobby war. Aber es war ein wichtiger Schritt."

Der Bericht werde mit den Bemerkungen der EU-Kommission im Juni dem Gipfel der Staats- und Regierungschefs vorgelegt. Positiv war, dass erstmals alle europäischen AKW nach einheitlichen Kriterien überprüft wurden." Kritik äußerte Berlakovich daran, dass aber nicht jeder Reaktor besichtigt wurde. "Und es fehlen konkrete Konsequenzen. Jedes einzelne AKW soll bewertet und aufgelistet sein und es muss konkrete Handlungsempfehlungen geben."

"Stresstest nur Selbstbeweihräucherung"

Skeptisch äußerte sich auch Global 2000 zu den Stresstests. Der von Ensreg präsentierte Endbericht bestätige die schlimmsten Befürchtungen der Umweltschutzorganisationen. "Die Stesstests sind zu einem zahnlosen Instrument der Selbstüberprüfung und Selbstbeweihräucherung des europäischen Atomsystems geworden", kritisiert Reinhard Uhrig, Atomexperte von Global 2000 in einer Aussendung. "Versprochene Unfallszenarien wie Flugzeugabsturz und menschliches Versagen bei der Bedienung der höchst riskanten Anlagen wurden von den Untersuchungen ausgeschlossen."

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:

Mehr erfahren

Minister Nikolaus Berlakovich
Umwelt

Berlakovich will europäisches Nuklearsicherheitssystem

Radioaktive Wolken machten nicht an den Grenzen halt. Die Atom-Stresstests der EU seien "gut, aber nicht gut genug", so der Umweltminister.

Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.