Verhofstadt und Rehn waren am Freitagabend die Stargäste beim Kampagnenstart. Die ÖVP verteilte Negative-Campaigning-Ballons im Neos-Design.
Wien. Die ÖVP hat sich dann letztlich doch nicht getraut, ihre pinkfarbenen Ballons wie geplant auch vor der Marx-Halle im 3. Wiener Bezirk, in der der Neos-Wahlkampfauftakt stattfand, zu verteilen. Tagsüber hatte sie diese Ballons im Neos-Style mit der Aufschrift „Das Programm der Neos zur Europawahl: Nur heiße Luft!" überall in der Stadt verteilt, vor allem in der Neustiftgasse rund um die Neos-Zentrale.
Die ÖVP bestätigte gestern Nachmittag gegenüber der „Presse" die Urheberschaft. „Es gehört zu einem Wahlkampf, sich mit einem Augenzwinkern mit der Inhaltsleere und den absurden Aussagen eines politischen Mitbewerbers auseinanderzusetzen", meinte ÖVP-Generalsekretär Gernot Blümel.
An den Ballons hingen auch Zettel mit Negative-Campaigning-Botschaften: „Ist Neos noch ganz dicht? Neos-Partei will Putin in der EU. Neos-Partei will Doping legalisieren. Neos-Partei will Abtreibung bis zur Geburt. Neos-Partei will Religionsunterricht abschaffen. Neos-Partei will Agrarbudget scharf kürzen."
Die Neos selbst inszenierten ihren Wahlkampfauftakt am Abend als ausgelassene Party. Mit Reden vorzugsweise auf Englisch. Oder als Mix: „Liberals are the Zeitgeist for Change", sagte Alde-Chef Graham Watson. Am Nachmittag hatte die Alde-EU-Fraktion (Allianz der Liberalen und Demokraten für Europa) schon ein Delegiertentreffen in Wien abgehalten, bei dem die Neos offiziell in die Fraktion aufgenommen wurden.
Bevor das Clubbing begann, sprachen beim Neos-Wahlkampfauftakt dann noch der EU-weite Liberalen-Spitzenkandidaten Guy Verhofstadt („Die Neos sind ein Vorbild für die Liberalen in Europa - eine echte reformorientierte Partei") und Währungskommissar Olli Rehn („Europa soll groß in großen Dingen und klein in kleinen Dingen sein").
Ein enthusiastischer Matthias Strolz forderte Leidenschaft für Europa. Wobei es sich da nicht um eine blinde, sondern eine reife Liebe handle, bei der viel Beziehungsarbeit nötig sei. „Das Gegenteil von Liebe ist Ignoranz" - und die könne man sich in Bezug auf die EU nicht leisten. Neos-Spitzenkandidatin Angelika Mlinar sieht die Neos auf ihrem nächsten Schritt - nach Europa.
("Die Presse", Print-Ausgabe, 3. Mai 2014)