Wählerbefragung: Harald Vilimsky war kein Wahlmotiv

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Die meisten EU-Gegner gingen gar nicht zur Wahl. Junge wählten vor allem Grüne, FPÖ und Neos, Ältere die Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP.

Wien. Die Spitzenkandidaten waren bei der EU-Wahl nur für wenige das entscheidende Wahlmotiv. Wie eine Befragung des Gfk-Instituts ergibt, war nur für 13 Prozent der ÖVP-Wähler Othmar Karas das entscheidende Wahlmotiv. Und Karas war nach dieser Umfrage bei Weitem der zugkräftigste Spitzenkandidat: Fünf Prozent kreuzten die SPÖ wegen Eugen Freund an, vier Prozent die Grünen wegen Ulrike Lunacek und immerhin noch zwei Prozent die Neos wegen ihrer umstrittenen Spitzenkandidatin Angelika Mlinar. Harald Vilimsky sorgte für den geringsten Zulauf: Laut Umfrage war er für keinen einzigen FPÖ-Wähler der Grund für seine Wahlentscheidung.

EU-Themen spielten verständlicherweise eine entscheidende Rolle – und zwar schon bei der Frage, wer überhaupt zur Wahl geht. 65 Prozent der Wähler, aber nur 40 Prozent der Nichtwähler sind der Meinung, dass die EU-Mitgliedschaft Österreich Vorteile bringt. Dementsprechend begründete jeder dritte Nichtwähler sein Fernbleiben damit, dass er die EU-Wahl für sinnlos halte, weil sie nichts ändere. Weiteres wichtiges Motiv für die Nichtwähler war die Unzufriedenheit mit der EU-Politik, die mehr koste, als sie bringe.

Jene EU-Kritiker, die dann doch zur Wahl gingen, entschieden sich meist für eine Partei: Für die FPÖ. 75 Prozent der freiheitlichen Wähler sind der Meinung, dass die EU-Mitgliedschaft Österreich Nachteile bringt. SPÖ und ÖVP wurden in erster Linie von Stammwählern gewählt – herausragendes Motiv ist dabei, dass die ÖVP die beste Partei ist, bzw. dass sich die SPÖ „für die kleinen Leute“ bzw. für Arbeitnehmer einsetzt.

Unzufriedenheit mit Regierung

Bei der FPÖ war auch Unzufriedenheit mit der Regierung ein wichtiges Motiv, bei den Grünen die Umwelt- und Anti-Atom-Politik. Die Neos wurden primär gewählt, weil sie „neu und unverbraucht“ sind und „einen frischen Wind“ bringen.

Laut einer Wahltagsbefragung von Sora weist die Wählerstruktur der einzelnen Parteien wesentliche Unterschiede auf. Generell gilt: Die Jungen wählten vor allem Grün, FPÖ und Neos, Ältere dagegen vorrangig SPÖ und ÖVP.

Stärkste Partei im Wählersegment der Unter-29-Jährigen sind die Grünen mit 26 Prozent, gefolgt von der FPÖ mit 23 Prozent. Wobei hier die Unterschiede nach Geschlechtern offenkundig sind: Während die Freiheitlichen bei den jungen Männern mit 33 Prozent klar voran liegen, wählten 32 Prozent der jungen Frauen grün. Die Koalitionsparteien SPÖ und ÖVP kommen bei den Jungen dagegen zusammen nur noch auf ein Drittel der Wählerstimmen.

Umgekehrt das Wahlverhalten bei den Über-60-Jährigen: Mit 35 Prozent liegt die ÖVP dort knapp vor der SPÖ (34 Prozent). Bei den Arbeitern ist die FPÖ mit 46 Prozent mittlerweile fast doppelt so stark wie die SPÖ (24). Angestellte entschieden sich zu 26 Prozent für die ÖVP. SPÖ, FPÖ und Grüne liegen hier jedoch mit jeweils rund 20 Prozent nicht weit zurück.

Auch das Bildungsniveau spielt eine Rolle: Pflichtschulabsolventen wählen in erster Linie SPÖ (35 Prozent) und FPÖ (33), Akademiker dagegen ÖVP (33) und Grüne (31).

("Die Presse", Print-Ausgabe, 27.05.2014)

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