Freiheitliche: Der Widerspenstigen Lähmung

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Der FPÖ-Wahlkampf stockt – nicht zuletzt wegen des Zerwürfnisses zwischen Strache und Rosenkranz.

Warum ausgerechnet Barbara Rosenkranz? Dass die Wahl auf die niederösterreichische Landesrätin fiel, schien von Anfang an eigenartig. Mit einem honorigen Kandidaten à la Norbert Steger, Siegfried Dillersberger oder Harald Ofner hätte die FPÖ die Chance gehabt, in die Mitte zu rücken und tatsächlich bürgerliche Wechselwähler anzuziehen. Mit FPÖ-Chef Heinz Christian als Präsidentschaftskandidat hätte sie die Möglichkeit gehabt, ihre jungen Wähler nicht nur zu halten, sondern in dieser Altersgruppe ihr Potential weiter auszubauen. Gegenkandidat Heinz Fischer ist schließlich schon 71.

Doch die FPÖ entschied sich für Rosenkranz. Das Angebot schien zu verlockend: Die auflagenstarke „Kronen Zeitung“, deren Herausgeber, Hans Dichand, einen Narren an der EU-kritischen Barbara Rosenkranz gefressen hatte, unterstützt die freiheitliche Bewerberin und macht sie dadurch auch für ein breiteres Publikum wählbar. Und vielleicht würde die „Krone“-Schützenhilfe dann ja auch bis zur Wien-Wahl anhalten.

Doch die „Krone“-Kampagne pro Rosenkranz ist nach der Debatte über deren anfangs uneindeutige Haltung zur NS-Zeit rasch verpufft. Und somit kommt auch jene der FPÖ nicht in Schwung.

Der bisher wie geschmiert gelaufene blaue Wahlkampfmotor stockt. Strache, ohnehin kein großer Freund von Rosenkranz, hält mittlerweile ganz offensichtlich Abstand zu seiner Kandidatin. Vor Journalisten kritisierte er, Rosenkranz sei bei ihren Ansichten zum NS-Verbotsgesetz nicht präzise genug gewesen. Beim Wahlkampfauftakt fehlte er – laut eigenen Angaben aus familiären Gründen. Beim Rosenkranz-Auftritt im blauen Stammland Kärnten war er ebenso absent. Nur am Donnerstag in Salzburg und am Freitag in Pasching soll Strache Rosenkranz begleiten. Von weiteren gemeinsamen Auftritten ist nichts bekannt, von der Abschlusskundgebung am 21.April einmal abgesehen.

„Ernsthaft gestörtes Verhältnis“

In der FPÖ sind viele irritiert wegen des „ernsthaft gestörten Verhältnisses“ zwischen Strache und Rosenkranz. Schließlich würde ein Misserfolg auch auf die Partei und den Parteichef zurückfallen. Und dieser ist programmiert: Die von Strache ausgegebenen 35Prozent als Wahlziel wird Rosenkranz kaum erreichen können. Schon da waren viele Funktionäre ob der „unfairen“ Vorgabe verwundert.

Die Ursache für das schlechte Verhältnis von Strache zu Rosenkranz ist nicht so sehr eine ideologische. Zwischen den beiden stimmt die Chemie einfach nicht. Rosenkranz ist auch die einzige, die sich Strache im Parteivorstand zu widersprechen traut und das auch regelmäßig tut. Und sie ist, weniger wegen ihres Geschlechts, sondern vielmehr wegen ihres altvatrischen Auftretens auch nicht Teil von Straches „Buberlpartei“. Rosenkranz spielt in der Strache-Partei dieselbe Rolle wie Kriemhild Trattnig in der Haider-FPÖ. Zwei Nationalkonservative, die sich dem Zeitgeist widersetzen. Trattnig ist auch die einzige Frau in Rosenkranz' Personenkomitee.
Siehe auch: Marginalie, Seite29

AUF EINEN BLICK

Im Präsidentschaftswahlkampf geht FPÖ-Chef Strache deutlich auf Distanz zu seiner Kandidatin. Auf Plakaten sind die beiden getrennt zu sehen, Strache tritt kaum an Rosenkranz' Seite auf, und er kritisierte ihr Verhalten in der NS-Verbotsgesetzdebatte. Auch die Unterstützung der „Kronen Zeitung“ war nur von kurzer Dauer.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 13.04.2010)

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