SP-Mandatar geht überraschend zu Stronach-Partei

SPNationalratsabgeordneter wechselt Stronach
SPNationalratsabgeordneter wechselt Stronach(c) APA
  • Drucken

Der Austro-Kanadier holt sich erste politische Mitstreiter - und zwar aus dem Lager der SPÖ: Gerhard Köfer schließt sich der Partei seines "väterlichen Freunds" an. Dem Nationalrat bleibt er als "wilder Abgeordneter" erhalten.

Der Austro-Kanadier Frank Stronach hat erste politische Mitstreiter gefunden - und zwar im Lager der Sozialdemokraten: Der SPÖ-Nationalratsabgeordnete Gerhard Köfer wird sich dem Milliardär anschließen. Sein Mandat im Hohen Haus will Köfer aber behalten, genauso wie seinen Job als Bürgermeister im Kärntner Spittal an der Drau.

Der 51-Jährige wird aber sowohl aus dem SPÖ-Parlamentsklub als auch aus der Partei austreten. Seine bisherigen Kollegen in der SPÖ-Fraktion hat der künftige "wilde Abgeordnete" bereits von dem Schritt informiert.

"Bekomme dafür keinen Cent"

Seine Mitarbeit bei der neuen Stronach-Partei sei unentgeltlich. "Ich bekomme dafür keinen Cent", erklärte Köfer im Gespräch mit der APA. Zu Gerüchten, wonach ein Teil der Spittaler SPÖ-Fraktion mit ihm mitwechseln wolle, meinte Köfer: "Wenn jemand mit mir mitgeht, freue ich mich, aber ich nehme niemanden mit, jeder hat sich mit der Materie beschäftigt und entscheidet selbst."

Als Motiv für seinen Wechsel nannte der 51-Jährige die Herausforderung, es sei eine "spannende und faszinierende Aufgabe, bei einer neuen Bewegung dabei zu sein". Noch spannender sei die Möglichkeit, ganz vorne mitzuarbeiten und das Programm mit zu entwickeln, seine Ideen einbringen zu können, außerhalb von Parteien, Kammern und Bünden. 

--> Der neue Stronach-Mann im Porträt

Neben der neuen politischen Herausforderung könnte aber auch eine Änderung des Parteistatuts Köfer zu dem Wechsel bewogen haben: Die Kärtner SPÖ hatte auf ihrem jüngsten Parteitag beschlossen, dass Bürgermeister von Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern kein überregionales politisches Amt mehr bekleiden dürfen. Köfer hätte daher im kommenden Jahr entweder sein Amt als Abgeordneter oder als Bürgermeister aufgeben müssen.

SPÖ: "Mir tut das leid"

SPÖ-Landeschef Peter Kaiser bedauerte Köfers Schritt in einer eilig einberufenen Pressekonferenz. "Mir persönlich tut sein Schritt leid, man muss aber auch sagen, dass Köfer inhaltlich, etwa beim ESM oder Euro, nicht die Linie der SPÖ und der Bundesregierung geteilt hat." Köfer hatte im Nationalrat gegen den permanenten Euro-Rettungsschirm ESM gestimmt. Damit liegt er politisch auf einer Linie mit seinem neuen Chef. Stronach will bekanntlich sogar "raus aus dem Euro".

--> ESM-Gegner und "Wunderheiler": Köfer im Porträt

Noch in der Früh hatte Köfer in der "Kleinen Zeitung" vehement dementiert, dass er an einen Wechsel denke. Kaiser: "Da sich aber die Gerüchte verdichtet haben, habe ich ihn angerufen und gefragt, ob etwas dran ist, das hat er bejaht." Er habe Köfer danach vor die Wahl gestellt, selbst aus der SPÖ auszutreten oder ausgeschlossen zu werden. Am Nachmittag sei dann ein E-Mail Köfers gekommen, in dem er seinen Austritt bekanntgegeben habe. Zugleich sei ein Austritts-Mail an den SPÖ-Parlamentsklub gegangen.

Die Kanzler-Partei in Wien kommentierte Köfers Schritt zurückhaltend: Bundesgeschäftsführer Günther Kräuter sprach von einem "klaren Schritt". Die Trennung habe sich ohnehin schon abgezeichnet, weil Köfer zuletzt im Klub isoliert gewesen sei und kaum noch den Kontakt gesucht habe, so Kräuter. Er geht davon aus, dass auch Abgeordnete anderer Parteien zu Stronach wechseln werden und dessen neuer Partei somit die Arbeit des Unterschriftensammelns für die Nationalratswahl ersparen werden. "Im BZÖ gibt's ja auch viele, die ihre politische Laufbahn fortsetzen wollen", so Kräuter.

Mit 80 Jahren in die österreichische Politik

Der Austro-Kanadier Stronach hatte am Wochenende angekündigt, im Herbst eine neue Partei zu gründen. Den Spitzenkandidaten bei den nächsten Nationalratswahlen will der 80-Jährige gleich selbst geben. Ziel sei es, 2013 die Zehn-Prozent-Marke zu überspringen.

Politologen sehen gute Chancen für den Industriellen,  zumindest den Einzug in den Nationalrat zu schaffen. Der Experte Thomas Hofer glaubt, dass Stronach vor allem den Rechtsparteien schaden könnte. Zumindest was das Personal anbelangt hat Stronach nun aber erfolgreich im Lager der SPÖ gefischt.

(APA/Red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.