Der Industrielle überlegt, selbst im Parlament zu sitzen. Die Frage sei nur, "wie viel Zeit muss man dort sein." Bei Sozialversicherungen will er einsparen, das Steuersystem vereinfachen.
Der Milliardär Frank Stronach will seine Partei nicht als Wirtschaftspartei verstanden wissen. "Eine Wirtschaftspartei ist Unsinn. Eine Partei muss da sein für alle Bürger", stellte der Austro-Kanadier in einer Diskussionssendung auf "Puls 4" am Montagabend fest.
Auch zu dem Vorwurf, Nationalratsabgeordnete für seine Bewegung zu "kaufen", nahm der Magna-Gründer Stellung. "Ich gebe mein eigenes Geld aus", betonte er. Bundeskanzler möchte er zwar nicht werden, grundsätzlich wäre er aber bereit, selbst als Oppositionspolitiker im Hohen Haus zu sitzen: "Ich hätte kein Problem. Die Frage ist nur, rechtmäßig, wie viel Zeit muss man dort sein."
Eine "entlarvende" Aussage, wie BZÖ-Bündniskoordinator Markus Fauland am Dienstag in einer Aussendung festhielt: "Stronach will, wenn er gewählt wird, nur ins Parlament gehen, wenn das nicht zu viel Arbeit bedeutet. Ein solcher Teilzeitkandidat nimmt weder die Wähler, noch die Aufgabe des Parlaments ernst."
Postenvergabe "ist System der Inzucht"
Auch in der Diskussionssendung musste sich Stronach Kritik gefallen lassen. So wurde dem Neo-Politiker vorgeworfen, zu unkonkrete, lediglich pauschale Ansagen zu machen. Der Milliardär betonte daraufhin, dass seine Bewegung, an deren Logo und Farbe noch gearbeitet werde, für die Werte "Wahrheit, Transparenz und Fairness" stehe. Grundsätzlich trete er für eine Änderung "des Systems" und ein wesentlich einfacheres Steuersystem ein. Konkret kritisierte er den Proporz bei Postenbesetzungen über Jahre. "Das österreichische Verwaltungssystem ist eine System der Inzucht."
Auf die Frage wo er zu sparen gedenke, wies er auf die Hohe Zahl der Sozialversicherungen hin: "Wir haben 22 Sozialversicherungen (...) das ist Verwaltung noch und noch. Eine Sozialversicherung würde genügen. Das sind Machterhalter."
Ein Thema war auch Stronachs strammer Anti-Eurokurs. Der Magna-Gründer räumte daraufhin ein, dass er nicht generell eine Rückkehr zum Schilling fordere, dies sei lediglich eine Möglichkeit in der Euro-Krise. Eine weitere Option wäre etwa die Spaltung in einen Nord- und Südeuro. Österreich sollte sich jedenfalls auf einen Zerfall des Euros vorbereiten.
"Stronach wird entzaubert werden"
Enttäuscht über Stronach zeigte sich Nationalbankchef Claus Raidl: "Als Person wird Stronach ziemlich rasch entzaubert werden. Für mich ist er politisch eine Enttäuschung." Für Leute aus der Wirtschaft sei der Industrielle aufgrund seiner Positionen "nicht wählbar", sagte Raidl in den "Oberösterreichischen Nachrichten" vom Dienstag. Weiters sei der von Stronach angepeilte Wählermarkt mit FPÖ und BZÖ bereits "zweifach besetzt. Also wird er keine Anhänger finden", so Raidl.
Anders sieht dies eine aktuelle Umfrage des Instituts "Makam". Demnach begrüßt mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Österreicher Stronachs Entscheidung, eine eigene Partei zu gründen. 46 Prozent der Befragten attestieren seiner Bewegung auch Erfolg und für 37 Prozent ist der Milliardär ein "großer Sympathieträger", hieß es in einer Aussendung.
Vier Wochen in Kanada
Die kommenden vier Wochen muss die österreichische Innenpolitik ohne den Neo-Politiker auskommen, Stronach wird dann nämlich in Kanada weilen, bestätigte eine Mitarbeiterin Stronachs einen Bericht der Tageszeitung "Österreich".
(Red./APA)