Strache: „Wir sind geleitet von der Kraft der Liebe“

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Gegen die SPÖ und gegen die EU. Heinz-Christian Strache ruft das Duell mit Faymann aus. Der ÖVP macht er beim Leistungsbegriff Konkurrenz. Beim Bundesheer ist er ganz auf ÖVP-Linie.

Fahnen hinter dem Rednerpult, rot-weiß-rote Anstecker fürs Publikum, das Ambiente dezent, fast intim: Heinz-Christian Strache ist bei seiner Grundsatzrede vor dem Nationalfeiertag im Palais Epstein um eine staatstragende Inszenierung bemüht. Optisch, aber auch vom Ton her. Der ist einigermaßen formal. Zumindest zu Beginn.

„Entscheidung für Österreich“ lautet das Motto, das man schon vom Wiener Wahlkampf („Duell um Wien“) kennt: Strache präsentiert sich im Hinblick auf die Nationalratswahl als „einziger ernst zu nehmender Herausforderer“ für Werner Faymann, als einzige Alternative zur „mutlosen“ Koalition. Die „immer linkere“ SPÖ und der „feige Faymann“ fungieren in der Rede als virtuelle Sparringpartner. Alle anderen, „die BZÖ-Filiale Stronach“ inklusive, werden zu „Randfragen“ erklärt. Die ÖVP bekommt nur bei der Hypo-Alpe-Adria Kärnten einen Seitenhieb verpasst: „ein schwarzer Skandal“; die FPÖ selbst hingegen habe 2005 „den Weg der Sauberkeit“ eingeschlagen. FPK-Verbündete wie Uwe Scheuch werden nicht erwähnt.

Inhaltlich startet Strache mit dem Kampf gegen die „EU-Titanic“, den ESM, die „Spekulanten“, den „zentralistischen europäischen Bundesstaat“ – und mit einer überraschenden Ansage: Die Entscheidung für ihn sei eine Entscheidung für Europa. Denn: Das wahre Europa sei ein „Europa der Vaterländer“ – bei Themen von Zuwanderung bis Landwirtschaft müsse es zu einer „Renationalisierung“ kommen. Eine (indirekte) Koalitionsbedingung formuliert Strache dann beim Lieblingsthema „direkte Demokratie“: Sollte die FPÖ in die Regierung kommen, verpflichte sie sich, bei einem Volksbegehren ab 250.000 Unterschriften eine Volksabstimmung abzuhalten, auch wenn die Mehrheit für eine Verfassungsänderung fehle.

Frei nach Kennedy

Beim Bundesheer ist Strache auf ÖVP-Linie: Die Wehrpflicht sei unersetzlich (sonst drohe „ein Söldnerheer aus Zuwanderern“) und pädagogisch wichtig. Strache zitiert Kennedy: „Frage nicht, was dein Land ...“ Auch bei der Bildung ist man der ÖVP nahe: „Ja“ zum differenzierten Schulsystem, „Ja“ zu „mehr Leistung“. Dafür „Nein“ zur Erbschaftssteuer: „Wenn die ÖVP zu feig ist, die SPÖ als diebisch zu bezeichnen, mache ich das gerne.“ Die Sozialpartner will Strache aus der Verfassung streichen, eine maximale Abgabenquote von 39 Prozent verankern. Je länger es dauert, desto emotionaler spricht Strache: Er fordert ein „Ende der Massenzuwanderung“, dafür bessere Familienpolitik für eine höhere einheimische Geburtenrate. Szenenapplaus.

Zum Schluss: ein Blick voraus aufs Wahljahr. Das werde rau, aber man werde siegen, denn: „Wir sind geleitet von der Kraft der Liebe.“ Sesselrücken, Klatschen, Bundeshymne. Sehr lange hundert Minuten sind vorbei. Zumindest quantitativ hat Strache seinen Parallel-Redner Michael Spindelegger geschlagen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 25.10.2012)

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