Sozialjahr: "Trend zum Zivildienst ist nicht vorbei"

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Das Innenministerium widerspricht Sozialminister Rudolf Hundstorfers Warnung wegen fehlender Kräfte im Sozialbereich. In Wien meldet sich schon jeder zweite Wehrpflichtige für den Zivildienst.

Wien/Ett. Werden in Österreich in einigen Jahren wegen des Geburtenrückgangs ausreichend Zivildiener fehlen? Sozialminister Rudolf Hundstorfer ist der Ansicht, auch wenn die Wehrpflicht und der Zivildienst nach der Heeresvolksbefragung am 20. Jänner 2013 beibehalten werden sollten, müsse „so oder so“ auch das von ihm vorgeschlagene freiwillige Sozialjahr kommen. Sonst sei im Sozialbereich die Betreuung nicht machbar. In dem von Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) geführten Innenministerium lässt man sich davon nicht beeindrucken. Im Gegenteil: Hundstorfers Argumente für einen Engpass an Zivildienern seien „absolut nicht nachvollziehbar“, wurde der „Presse“ erklärt.

Hundstorfer hatte im „Presse“-Gespräch gewarnt, die Zahl der tauglichen jungen Männer werde sinken. Damit stünden 2017 statt derzeit rund 13.500 um 1800 Zivildiener weniger zur Verfügung.

Anstieg trotz Geburtenrückgangs

Für das Innenressort lässt sich das leicht entkräften: Denn den Geburtenrückgang gebe es schon seit Längerem. Dennoch sei die Zahl der Erklärungen, zum Zivildienst zu gehen, von 7942 im Jahr 2001 auf 14.841 im Vorjahr deutlich gestiegen. Die Steigerung habe jährlich rund sechs Prozent betragen. Dass es daher durch den Geburtenrückgang zu Problemen beim Zivildienst komme, sei „eher unwahrscheinlich“. Und: „Der Trend des Anstiegs bei den Zivildiensterklärungen ist noch nicht vorbei.“ So würden in Wien bereits mehr als 50 Prozent der Wehrpflichtigen, exakt waren es im Vorjahr 51,1 Prozent, zum Zivildienst gehen.

Das von Hundstorfer angepeilte Sozialjahr sei viel eher von der Konjunktur abhängig. Nach der Argumentation des Sozialressorts müsse es wegen der demografischen Entwicklung auch weniger Arbeitslose geben. Gerade die sozialen Trägerorganisationen hätten „große Probleme“, freiwillige Sozialdiener zu rekrutieren. Das Sozialjahr „würde vermutlich weit stärker unter den geburtenschwachen Jahrgängen leiden als das Zivildienstsystem“, lautet die Schlussfolgerung im Innenressort.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 06.11.2012)

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