Sozialjahr: Nicht alle Trägerorganisationen zufrieden

Sozialjahr Nicht alle Traegerorganisationen
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Die Caritas sieht einen "brauchbaren Kompromiss", die Lebenshilfe noch viele offene Fragen. ÖVP-Generalskretär Rauch kritisiert den "Hüftschuss".

Die ÖVP steht auch dem adaptierten Sozialjahr-Modell von Sozialminister Rudolf Hundstorfer (SPÖ) äußerst kritisch gegenüber. ÖVP-Generalsekretär Johannes Rauch sprach am Donnerstag von einem "Hüftschuss, der unausgegoren und unabgesprochen vorgelegt" worden sei. Rauch wiederholte das VP-Argument, dass ein bezahltes Sozialjahr ein "Schlag ins Gesicht" für Ehrenamtliche wäre, die sich freiwillig und ohne Bezahlung engagieren. Außerdem fragte er, "woher plötzlich die 8000 Freiwilligen kommen sollen, immerhin mehr als beim ersten Entwurf". Er hoffe, dass Hundstorfers Berechnungen nicht auf eine höhere Arbeitslosigkeit bauen, so der VP-Generalsekretär.

Caritas-Präsident Franz Küberl ist überzeugt, dass mit Hundstorfers Modell "ein guter Teil der Lücke, die der Wegfall der Zivildiener bringen würde, kompensiert werden könnte". Allerdings bestehe bei dem nun vorgeschlagenen Lohnarbeitsmodell die Gefahr, dass "der Esprit in Verlust geraten könnte". Beim Zivildienst würden junge Männer nämlich Zivilcourage und soziales Bewusstsein entwickeln.

"Weitgehend ausgeräumt" sind die bisherigen Bedenken des ASBÖ durch die vorgenommenen Adaptierungen. So begrüßte Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller u.a. die Erhöhung der Plätze auf 8000 oder die Abrechnung und Zuweisung durch eine eigene Agentur. "Mit etwas gutem Willen müsste jede Organisation mit diesem Modell leben können", meinte er.

"Viele Fragen offen"

Das ist aber offenbar nicht der Fall. Denn Lebenshilfe und Hilfswerk zeigten sich auch vom adaptierten Modell wenig angetan. Die Lebenshilfe - drittgrößter Anbieter für Zivildienst - sieht immer noch "viele Fragen offen". So forderte Generalsekretär Albert Brandstätter, dass die Qualität des Sozialen Jahres der des jetzigen Zivildienstes entsprechen müsste. "Es darf für die Träger angesichts sich verknappender öffentlicher Mittel nicht teurer werden."

Das Hilfswerk blieb "skeptisch". Geschäftsführer Walter Marschitz rechnet damit, dass das "Bezahlte Soziale Jahr" teurer würde als der Zivildienst und erachtet es als nach wie vor offen, dass alle Bereiche ausreichend Personal bekämen - wenngleich die Erhöhung der Personenanzahl auf 8.000 positiv sei. Aus seiner Sicht wäre es "wahrscheinlich sinnvoller", den Zivildienst, sollte er wegfallen, durch reguläre Arbeitsverhältnisse und forcierte Freiwilligentätigkeit zu ersetzen.

Zufrieden ist der ÖGB. Denn mit Hundstorfers Sozialem Jahr würden endlich Entlohnungen auf Kollektivvertragsbasis bezahlt - und nicht nur "ein besseres Taschengeld" wie beim Zivildienst. Derzeit seien viele junge Menschen, die sich sozial engagieren wollen, auf Unterstützung durch die Eltern angewiesen, merkte Bernhard Achitz, Leitender Sekretär im ÖGB, in einer Aussendung an.

(APA)

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