Team Stronach: Kein Netz und Warten auf den Chef

Stronach Kein Netz kaum
Stronach Kein Netz kaum(c) REUTERS (ADRIEN VECZAN)
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Seit einer Woche hat Stronachs Team eigene Räume, aber noch keine Technik. Mitarbeiter arbeiten vorerst unbezahlt.

Ausblick auf den Wiener Schmerlingplatz hinter dem Parlament. Die Jalousien sind leicht gekippt. Ein Dutzend Schreibtische aus Birnenholz, einige Schränke, aber noch sind sie fast leer. Wenig Papier, kaum Stifte. Ein einsamer Laptop, es ist ein privates Gerät des Pressesprechers, der vor wenigen Tagen seinen Dienst angetreten hat: Seit 8. November besteht der Klub Stronach im Nationalrat. Fünf frühere BZÖ-Abgeordnete werken seither unter dem neuen Klubobmann Robert Lugar. Der Klub des austro-kanadischen Unternehmers Frank Stronach ist der jüngste und kleinste neben jenen von SPÖ, ÖVP, FPÖ, Grünen und BZÖ.

Ebenfalls seit 8. November haben die Abgeordneten und ihre Mitarbeiter ihre Klubräume, Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) hat ihnen 200 Quadratmeter in dem Altbau am Schmerlingplatz zugewiesen. Adresse: Bartensteingasse 2. Ein richtiges Türschild gibt es noch nicht – „kommt noch“, heißt es beim Klub. Es sind Anfangsschwierigkeiten, die beim Lokalaugenschein der „Presse“ offensichtlich werden. Außer PCs und Druckern fehlen die Telefon- und die Internetverbindung bis ins Parlaments-Netz, für die der Klub aktuell Anbieter prüft. Bezahlt werden sollen die Dienste aus den 1,4 Mio. Euro Klubförderung im Jahr. Zurzeit nützt man Technik und Arbeitsleistung des Teams Stronach, der Bundespartei mit Sitz in Ebreichsdorf. Vieles kommt über E-Mail – am Donnerstag etwa der Pressespiegel.

Auch eigene E-Mail-Adressen fehlen einem Teil der Klubmitarbeiter noch. Wobei es erst wenige Mitarbeiter gibt – die seit Wochen oder Tagen ehrenamtlich, also unbezahlt, arbeiten: Ihre Verträge, die mit dem Team Stronach abgestimmt werden, würden aber demnächst fertiggestellt werden, sagt Lugar: „Das hat jetzt Priorität.“

Neben Lugars Assistentin, einer Fachreferentin und dem Pressesprecher ebenfalls noch ehrenamtlich an Bord ist der Soziologe und frühere Wirtschaftsjournalist Bernhard Martin („Stronach ist mir seit den Neunzigern als Leuchtturm der Wirtschaft bekannt“): Seit Montag ist er Direktor des Klubs. Als solcher verhandelt er mit den anderen Klubdirektoren über Plenar- und Ausschusssitzungen. Bis Dezember wollen sich die Klubs einigen, in welchen Ausschüssen der Stronach-Klub vertreten sein wird. „Nicht verhandelbar“ seien jene für Budget, Finanzen und Wirtschaft, sagt Lugar: Das seien Kernthemen des Klubs.

Mitarbeitersuche läuft auf Hochtouren

Damit der Klub intensiv arbeiten kann, will Lugar bald weitere Mitarbeiter verpflichten. Insgesamt bis zu zehn sollen es neben den einzelnen parlamentarischen Mitarbeitern seiner Abgeordneten sein. „Die Gespräche laufen auf Hochtouren“, sagt Martin. Und die kolportierten Gagen von mehr als 10.000 Euro im Monat, die Milliardär Stronach garantiere? „Alles Unfug. Wobei wir manche Bewerber, die Dollarzeichen in den Augen haben, auf den Boden der Realität zurückholen müssen.“ 4000 bis 5000 Euro brutto seien die Messlatte – je nach Verwendung.

In zwei bis drei Wochen werde der Klub „komplett aufgestellt“ sein, sagt Lugar. Und dann? Werde man „Reformen anpacken, vom Pensions- bis zum Gesundheitssystem“. Wobei der „Kapitän“ Stronach sei und bleibe, betont der Klubchef: „Wir betreiben keine Selbstverwirklichung, sondern setzen seine Ideen und Visionen um.“

Der Parteiobmann selbst soll auch Stargast bei einer Einweihungsfeier in den Klubräumen sein – sobald die Computer aufgestellt und jene Möbel aus dem Fundus des Parlaments, die man nicht benötigt, abtransportiert sind. Lugar: „Wir zählen auf ihn.“

("Die Presse", Print-Ausgabe, 16.11.2012)

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