Sozialjahr: Mikl-Leitner erteilt Hundstorfer-Modell Absage

Sozialjahr MiklLeitner erteilt HundstorferModell
Sozialjahr MiklLeitner erteilt HundstorferModell(c) Dapd (Ronald Zak)
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Die Innenministerin warnt vor Leistungskürzungen bei der Freiwilligen Feuerwehr, dem Katastrophenschutz und der Kinderbetreuung.

VP-Innenministerin Johanna Mikl-Leitner kann sich mit dem Modell für ein freiwilliges Sozialjahr von SP-Sozialminister Rudolf Hundstorfer nicht anfreunden. Er habe die Plätze zwar von 6500 auf 8000 aufgestockt, "das sind aber immer noch 1700 Personen zu wenig" im Vergleich zu jetzt, so die Ministerin im Ö1-"Mittagsjournal". Leistungskürzungen wären die Folge, etwa bei der Freiwilligen Feuerwehr, dem Katastrophenschutz und der Kinderbetreuung.

Zugleich glaubt Mikl-Leitner nicht, dass Personal in diesem Umfang bereitgestellt werden kann. Sie schätze Hundstorfer sehr, sagte sie, aber "diese Anzahl wird er nie bekommen". Das freiwillige Sozialjahr würde schließlich in starker Konkurrenz mit der freien Wirtschaft und dem Berufsheer stehen.

Zudem, meint die Ressortchefin, baue das Modell auf der Hoffnung von großer Arbeitslosigkeit auf. Die vom Sozialministerium dargestellten Kosten, die auch volkswirtschaftliche Verluste beinhalten, lässt sie ebenfalls nicht gelten. Natürlich müsse man die Zahlen noch im Detail prüfen, "auf den ersten Blick erscheinen meinen Experten diese Zahlen aber äußerst dubios", hielt sie fest.

Skepsis beim Rote Kreuz

Das Rote Kreuz steht dem freiwilligen Sozialjahr ebenfalls nach wie vor skeptisch gegenüber. Wie die Innenministerin zweifelt Generalsekretär Werner Kerschbaum daran, dass man die geplanten 8000 Freiwilligen tatsächlich aufstellen kann.

Im "Ö1-Morgenjournal" forderte er daher vor einer etwaigen Systemumstellung einen Testlauf, um drängende Fragen zu klären. Nach wie vor spricht sich das Rote Kreuz auch dagegen aus, eine "Gemeinwohlverpflichtung", bei der es sich um Grundwehr- und Zivildienst handle, durch ein Bezahlmodell zu ersetzen. Gerade die demografische Entwicklung zeige, dass man in Zukunft immer mehr Freiwillige brauchen werde. Den bevorstehenden Einbruch bei der Zahl der Stellungspflichtigen fürchtet Kerschbaum aber dennoch nicht: Der Trend gehe in Richtung Zivildienst, bald würden sich 50 Prozent der Wehrpflichtigen für den Zivildienst entscheiden. "Da hätt' ich keine Sorge."

Empörung herrschte beim VP-Seniorenbund und dem Umweltdachverband. Der Sozialminister diskriminiere mit seinem Modell Pensionisten, weil diese als Freiwillige nicht infrage kämen, echauffierte sich Seniorenbund-Präsident Andreas Khol. Das verstoße gegen die Gleichbehandlung und wäre somit "verfassungswidrig", glaubt Khol, der ankündigte, das Modell rechtlich zu bekämpfen, sollte es tatsächlich zur Umsetzung gelangen. Vor den Kopf gestoßen fühlte sich auch der Umweltdachverband, weil Hundstorfer bei seinem Modell, das sich auf den Sozial- und Gesundheitsbereich konzentriert, den Umwelt- und Naturschutz links liegen lasse.

(APA)

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