Mensdorff: "Ich war mehr wert, als ich bezahlt bekam"

Mensdorff mehr wert bezahlt
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Der Lobbyist wurde zu seiner "Beratertätigkeit" befragt. Er stritt erneut ab, bestochen zu haben. Um das Firmengeflecht um den Rüstungskonzern BAE zu verstehen, sei er "zu blöd" gewesen. DiePresse.com berichtete live.

Am zweiten Verhandlungstag im Prozess gegen Alfons Mensdorff-Pouilly gab sich der angeklagte Lobbyist philosophisch. „Wenn man nicht immer Böses denkt, kommt man auf das Richtige", sagte er etwa zu Staatsanwalt Michael Radasztics, als dieser ihn auf etwaige Bestechungen in Zusammenhang mit dem britischen Rüstungskonzern BAE ansprach. Er habe mit Bestechungen nie etwas zu tun gehabt: „Ich habe immer gesagt, ich brauche keine Koffer und keine Inhalte." Für BAE sei er schlicht „ein verdeckter Berater" gewesen und habe von dem Konzern über die Jahre einen „höheren sechsstelligen Betrag" lukriert. Das sei aber eigentlich noch zu wenig gewesen: „Ich war mehr wert, als ich bekommen habe."

An Einkommen mangelte es Mensdorff dennoch nicht: Zusätzlich zu seinen Berater-Honoraren erhielt „Graf Ali" von BAE über die auf den britischen Jungferninseln etablierte Foxbury International SA Gelder. Die Beträge kamen von der Red Diamond Trading Limited, über die BAE laut Staatsanwaltschaft Schmiergeldzahlungen abgewickelt haben soll. Mensdorff meinte dazu, 30.000 bis 40.000 englische Pfund seien jährlich bei der Foxbury eingegangen, 90 Prozent davon flossen seiner MPA zu. „Das war sehr angenehm. Ich war damals mit meiner Firma im Aufbau und habe das nicht abgelehnt." Timothy Landon, sein Mentor bei BAE, habe das alles in die Wege geleitet.

Eine weitere Briefkastenfirma - laut Mensdorff hatte Landon „sicher 20 davon" - war die Brodmann Business S.A.. Laut der Anklage sollen 15,1 Millionen Euro an BAE-Geldern dort gelandet sein, mit denen der Graf Beschaffungsvorgänge in Ost- und Mitteleuropa zugunsten BAE beeinflusst haben soll. Mensdorff sagte, Landon habe mit Brodmann „Spielgeld" in „Projekte investiert, die ihn interessiert haben" - ein 4,6 Millionen Euro schweres Technologieprojekt in Dubai, ein Vorhaben eines russischen Abgeordneten und "eine Flugfunk-Sprachtechnologie-Geschichte".

Er selbst habe dabei „für den Tim als Treuhänder" fungiert. „Ich habe das so betrieben, dass es nach außen nie sein eigenes Geld ist. Viele andere könnten geglaubt haben, dass es meines ist. Das war Sinn und Zweck der ganzen Geschichte." Es habe sich so angefühlt, „wie wenn ich sein Taschengeld verteile". Auf die Idee, dass es sich nicht um Landon-, sondern BAE-Gelder gehandelt haben könnte, sei er nicht gekommen, so Mensdorff. „Ich habe für Tim immer eine Dankbarkeit gefühlt. Ohne ihn würde ich heute noch Kartoffeln anbauen." Um die Firmenkonstruktionen rund um BAE und Landon zu verstehen, sei er aber zu „blöd" gewesen, sagte der „Graf". „Das hat mich auch nicht interessiert."

Die Staatsanwaltschaft wirft Mensdorff Geldwäscherei, Falschaussage in zwei U-Ausschüssen und die Vorlage gefälschter Beweismittel vor. Dafür drohen ihm und seinem Mitangeklagten, dem Bankfachmann Kurt D., bis zu fünf Jahre Haft. Beide bekennen sich „nicht schuldig".

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