Mensdorff erklärt sich selbst: "War mehr wert, als ich bekam"

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Zweiter Tag im Geldwäschereiverfahren gegen Alfons Mensdorff-Pouilly am Straflandesgericht Wien: Bestechung sei besprochen, aber nicht durchgeführt worden. Mensdorff bemühte sich, sich selbst darzustellen.

Wien. Der „Bauer und Konsulent“ (Eigendefinition) Alfons Mensdorff-Pouilly behält bei Fortsetzung seiner Geldwäschereiverhandlung im Straflandesgericht Wien seine Verteidigungslinie bei: Er habe nie Entscheidungsträger bestochen, um auf diese Art Aufträge für das britische Rüstungsunternehmen BAE Systems auf den Weg zu bringen.

„Über Bestechung wurde gesprochen“, räumte der 59-Jährige, der von einigen „der Graf“, von anderen schlicht „Ali“ genannt wird, freimütig ein. Aber innerhalb seines Bereichs sei es gar nicht nötig gewesen, jemanden zu bestechen.

Mensdorff, Ehemann von Ex-ÖVP-Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat, bemühte sich am Dienstag, sich selbst darzustellen: „Es hat immer geheißen: ,Wie will der Bauer aus dem Burgenland ohne Bestechung auskommen?‘ Aber ich habe immer gesagt: ,Des brauch' ma net.‘“ Weiter: „Ich habe auch immer gesagt: ,Ich brauche keine Koffer und keine Inhalte.‘“

Er selbst habe von BAE regelmäßig Honorare erhalten – für das Sondieren von Märkten bzw. für „Berichte“. Diese Berichte seien im Wesentlichen mündlich erfolgt. Wobei: „Ich war eigentlich mehr wert, als ich bezahlt bekam.“

Geflecht aus Offshore-Firmen

Zusätzlich zu seinen Beraterhonoraren erhielt Mensdorff von BAE Systems Gelder über die auf den britischen Jungferninseln etablierte Firma Foxbury International SA. Die Beträge kamen von der 1998 ebenfalls auf den British Virgin Islands gegründeten Firma Red Diamond Trading Limited, über die der Rüstungskonzern laut Staatsanwaltschaft Wien letztlich Schmiergeldzahlungen abgewickelt haben soll.

30.000 bis 40.000 englische Pfund gingen jährlich bei der Foxbury ein, 90 Prozent davon flossen der Mensdorff-Firma MPA zu, damit Mensdorff seinen Bürobetrieb aufrechterhalten konnte. Der Beschuldigte stellte nun gar nicht in Abrede, solche Gelder bekommen zu haben: „Das ist sehr angenehm.“ Timothy Landon, sein Mentor bei BAE (er starb 2007 an Lungenkrebs), habe das alles in die Wege geleitet. Er, Mensdorff, habe mit der Foxbury „gar nichts zu tun gehabt“. Und: „Ich sehe jetzt, dass die Landon gehört hat.“ Einwurf von Richter Stefan Apostol: „Meinen Informationen nach hat sie zur Hälfte Ihnen gehört.“ Antwort: „Davon habe ich bis vor Kurzem nichts gewusst.“

Heute, Mittwoch, dritter Tag

Aber: „Mag sein, dass die Konstruktion so geplant war, dass sie mir gehören soll. Mag sein, dass ich da irgendwo drinnenstehe, aber ich habe nichts damit zu tun gehabt. Ich wäre zu blöd gewesen, um das alles zu durchschauen.“

Auch von der Existenz der Red Diamond Trading Limited habe er bis 2007 keine Ahnung gehabt. Und Mensdorff-Pouilly stellte auch in Abrede, Eigentümer der Brodmann Business S.A., wieder eine Briefkastenfirma auf den Jungferninseln, zu sein („Ich war nur Treuhänder“). Auf deren Konten sollen laut Strafantrag 15,1Millionen Euro von BAE gelandet sein, mit denen Mensdorff Beschaffungsvorgänge vorwiegend in Osteuropa beeinflusst haben soll.

Alles in allem waren also folgende Mensdorff-Worte typisch für den zweiten Verhandlungstag: „Herr Rat, das habe ich alles erst hier im Akt gesehen. Ich habe keine blasse Ahnung davon.“ Fortsetzung: heute, Mittwoch.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 19.12.2012)

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