Mensdorff macht sich klein, Kronzeuge soll aussagen

Prozess gegen Lobbyisten Alfons Mensdorff-Pouilly
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Erste Bilanz im Geldwäscherei-Prozess: Alfons Mensdorff-Pouilly stellt sich vielfach als „Mücke“ dar. Richtig brisant könnte es am 8. Jänner werden.

Wien. „Das ist, wie wenn eine Mücke einen Elefanten erdrücken kann.“ Dieser Vergleich ist typisch für die ersten drei Tage im Geldwäscherei-Prozess gegen Alfons Mensdorff-Pouilly. Er bezieht sich auf die Frage, ob die Mensdorff-Firma MPA während der Beschaffung von Jagdflugzeugen für das österreichische Bundesheer eine zweite Ausschreibung (dabei gewann der Eurofighter) erzwungen habe. So mächtig sei er nie gewesen, meinte Mensdorff vor Gericht und unterstrich so seine Linie: sich selbst möglichst klein darstellen.

Schon am Dienstag hatte Mensdorff erklärt, „zu blöd“ zu sein, um jenes Firmengeflecht zu durchschauen, das laut Anklage zur Geldverteilung konstruiert worden war: „Entscheidungsträger“ in Zentral- und Osteuropa seien offenbar bestochen worden, um dem britischen Rüstungskonzern BAE zu Aufträgen zu verhelfen. Mensdorff habe sich laut Staatsanwalt an den Geldtransfers beteiligt (Umfang: 12,6 Millionen Euro). Der Beschuldigte bestreitet dies.

Die Beschaffung von Jagdflugzeugen vom Typ Eurofighter Typhoon ist nun zwar nicht Teil der Anklage, sie deute aber darauf hin, so Staatsanwalt Michael Radaszticz, dass frühere BAE-Manager eine kriminelle Vereinigung gebildet hätten, um Waffengeschäfte an Land zu ziehen. Speziell in Sachen Eurofighter dürfte die Rolle des Beschuldigten tatsächlich klein gewesen sein: Ursprünglich war Mensdorff Berater der Konkurrenz, des Saab-Konzerns (dieser bot den Gripen an). Als er dann auch für BAE arbeitete, wurde er als Saab-Berater zurückgepfiffen. BAE wollte, dass der Eurofighter zum Zug kommt. Die Briten waren sowohl an der Eurofighter-Firma EADS als auch an Saab beteiligt. Mensdorff zum Richter: „Es hieß, die BAE-Leute möchten gerne, dass ihre Beteiligung an EADS schlagend wird.“ Auch sei ihm gesagt worden: „Es gibt die Möglichkeit, dass dieses teure Flugzeug erstmals außerhalb der produzierenden Länder verkauft wird.“

Brite könnte Mensdorff belasten

Am Mittwoch wurde der Beschuldigte auch zum Anklagepunkt „dreifache Falschaussage vor zwei parlamentarischen U-Ausschüssen“ (Eurofighter, Korruption) befragt. „Ich habe vielleicht ungeschickt geantwortet, aber nicht unwahr“, meinte der 59-jährige „Bauer aus dem Burgenland“ (Eigendefinition).

Am Donnerstag wird weiter verhandelt. Richtig brisant könnte es am 8. Jänner werden: An dem Tag soll der Brite Mark Cliff, ein ehemaliger Finanzverwalter des Ex-BAE-Verbindungsmannes Tim Landon, per Videokonferenz als Kronzeuge aussagen. Insgesamt könnte sich der Prozess bis ins Frühjahr 2013 ziehen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 20.12.2012)

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