Pflegende Kinder sind im Schnitt 12,5 Jahre alt. Sozialminister Hundstorfer verspricht Unterstützung.
Rund 3,5 Prozent der Kinder und Jugendlichen zwischen fünf und 18 Jahren, das sind österreichweit etwa 42.700 Minderjährige, pflegen regelmäßig chronisch kranke Familienmitglieder. Das geht aus einer Studie des Instituts für Pflegewissenschaften der Universität Wien hervor, die am Freitag präsentiert wurde.
SP-Sozialminister Rudolf Hundstorfer kündigte an, er werde im kommenden Jahr mit Experten an der Einführung neuer Unterstützungsformen arbeiten und das bestehende Angebot zu optimieren. Im "Ö1-Morgenjournal" sagte er, man prüfe unter anderem, inwieweit bestehende Beratungsstellen für pflegende Angehörige kindgerecht seien. Bereits im Frühjahr soll es zumindest ein ambulantes Angebot geben, auch über die Einrichtung einer Homepage wird nachgedacht. Generell sollte die Zahl der pflegenden Kinder reduziert werden, erklärte der Minister. Dafür wünscht er sich einen Ausbau der mobilen Pflegedienste.
Pflegende Kinder meist weiblich
Das durchschnittliche Alter der pflegenden Kinder beträgt laut der Studie 12,5 Jahre. 69,8 Prozent sind weiblich. Weder der Wohlstand, noch die Herkunft oder die Anzahl im Haushalt lebender Erwachsener haben einen signifikanten Einfluss auf die Pflege bzw. unterstützende Haushaltsarbeit und Geschwisterbetreuung durch Kinder.
An negativen Auswirkungen zeigte sich, dass pflegende Kinder deutlich öfter als ihre Altersgenossen unter Müdigkeit, Schlafproblemen, Rückenschmerzen und Kopfschmerzen leiden.Den Aussagen "ich mache mir oft Sorgen" und "ich bin oft traurig" stimmten pflegende Kinder deutlich öfter zu als nicht pflegende Kinder.
In einem zweiten Studienteil wurden ehemalige "Young Carers" interviewt. Genannt wurden dabei negative Auswirkungen körperlicher, sozialer und psychischer Art, die von übersteigertem Kontrollbewusstsein bis hin zu Schuldgefühlen und Verlustängsten reichten. Oft wurde die Pflegeerfahrung aus aber auch positiv assoziiert.
Zentrale Punkte zur Verbesserung der Situation sind aus Sicht der Autoren die Bewusstseinsbildung, Enttabuisierung und Entstigmatisierung der Thematik. Außerdem solle das Angebot familienorientierter Unterstützungsmaßnahmen verbessert werden.
Für die Studie wurden mehr als 7000 Kinder an 85 Schulen in Wien und Niederösterreich befragt.
(APA/Red.)