Neben Geld wurden auch rote Personalaktien verspekuliert

Gabi Burgstaller
Gabi Burgstaller(c) Dapd (Kerstin Joensson)
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Die SPÖ geht nicht nur ramponiert in eine Landtagswahl: Mit Gabi Burgstaller und Vize David Brenner wurden zwei Bundeshoffnungen zerstört.

Salzburg. Es ist zum Weinen: Salzburgs Landeshauptfrau Gabi Burgstaller (SPÖ) war in der Vorwoche zu Tränen gerührt, als sie sich bei den Bürgern dafür entschuldigte, dass von der von ihr geführten Landesregierung bis zu 340 Millionen Euro Steuergeld bei riskanten Finanzspekulationen verspekuliert wurden. Die Tränen müssen auch eingefleischten Genossen kommen: Das Finanzfiasko kostet nicht nur Burgstallers Stellvertreter Finanzlandesrat David Brenner (SPÖ) den Kopf, sondern bringt auch die rote Landeschefin im Wahlkampf für die Landtagswahl im Frühjahr 2013 arg in die Defensive. Neben Millionen in Salzburg sind auf einen Schlag freilich auch gleich zwei rote Hoffnungsträger für Spitzenfunktionen im Bund von Ministerämtern bis zur ersten weiblichen Bundeskanzlerin in Österreich perdu.

Denn der klaren roten Nummer eins in Salzburg, Burgstaller, wurden ebenso ausgezeichnete Chancen innerhalb der Sozialdemokratie auf höchste Posten in der Bundespolitik zugetraut wie der bisherigen Nummer zwei in Salzburg, Brenner. Die Landes-SPÖ steht ohne logischen Nachfolger da. Weil sich keine personelle Alternative anbietet, muss die angeschlagene Landeshauptfrau im Frühjahr 2013 in die um ein Jahr vorgezogene Landtagswahl gehen.

Nachdem der SPÖ mit Burgstaller 2004 erstmals seit 1945 der Sturz der ÖVP vom Landeshauptmannsessel gelungen war, bekam das Strahle-Image der leutseligen früheren Arbeiterkammer-Juristin wegen der SPÖ-Verluste Kratzer. Der Strahlkraft der „roten Gabi“ tat dies bundesweit wenig Abbruch.

In der SPÖ überdeckte sie das altgediente, brave Funktionärsfußvolk. Bei bürgerlich-urbanen Wählern konnte sie ebenso reüssieren wie bei den Jungen. Ihre Stärken wurden zugleich zur größten Gefahr für Burgstaller: Denn Werner Faymann und sein Umfeld verfolgten mit zunehmend größerem Argwohn das Treiben der Salzburger Landeshauptfrau.

Burgstallers größte Schwäche hat sich bei der Finanzaffäre ganz deutlich gezeigt. Ihre einnehmende Art hat in acht Jahren als Landeshauptfrau meist verdeckt, dass konsequentes Verfolgen von Zielen nicht ihre Stärke ist. Auch ihre Vorstöße als rote Querdenkerin etwa zur Einführung von Studiengebühren sind irgendwo auf der Strecke zwischen Salzburg und Wien stecken geblieben.

Wahlkampf ist freilich eine eigene politische Welt. Das lässt viele Genossen nach wie vor hoffen, dass sich ÖVP-Landeschef Wilfried Haslauer mit der Erwartung, bei Neuwahlen Platz eins zurückzuerobern, ebenfalls verspekuliert hat.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 22.12.2012)

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