Frank Stronachs „fliegende Notare“ und die Mühen der Ebene

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Der Neo-Politiker will hoch hinaus – in den Nationalrat. Doch damit er sein Siegerimage bis dahin bewahren kann, braucht er Erfolge bei den Landtagswahlen. Der erste Testlauf steht in Niederösterreich bevor.

Wien/St. Pölten. Niederösterreich ist weit weg – zumindest für Frank Stronach. Wieder einmal ist der Unternehmer und Milliardär in seiner zweiten Heimat, in Kanada. Im Sechs-Wochen-Rhythmus kommt er nach Österreich, genauer: ins niederösterreichische Ebreichsdorf. Um von dort aus seine neue Partei, das Team Stronach, zu steuern. Sonst tut er das via Telefon, bevorzugter Ansprechpartner ist sein Klubobmann im Nationalrat, Robert Lugar. Wie gut das funktioniert? „Sehr gut“, sagt Lugar. „Frank gibt die Werte vor, Fairness, Wahrheit und Transparenz, und wir setzen das um.“

Der erste Testlauf steht bevor: Am 3. März wählen die Niederösterreicher ihren Landtag, und es dürfte ein hartes Match werden – das vor allem lautet: Stronach gegen Erwin Pröll, seit 1992 Landeshauptmann der ÖVP und seit 2003 Verteidiger der „Absoluten“ seiner Partei. Die jetzt aber wackelt, und zwar vor allem wegen des Team Stronach.

Jüngere Umfragen sehen die neue Bewegung bei rund acht Prozent – deutlich hinter der ÖVP sowie der SPÖ und FPÖ, deren Kandidaten dennoch im Schatten Stronachs sowie Prölls verblassen. Seit den Neunzigerjahren haben die beiden „starken Männer“ mehrere Rechnungen, ursprünglich wirtschaftlicher Natur, offen. Zwar hat Stronach nach seiner (teilweisen) Rückkehr aus Kanada in Oberwaltersdorf die Europazentrale seines Magna-Imperiums errichtet, wofür ihn Pröll mehrfach auszeichnete. An Stronachs „Weltkugel“ für Ebreichsdorf schieden sich aber die Geister: 1999 lehnte ÖVP-Landesrat Wolfgang Sobotka das Vorhaben ab – aus Gründen des Wasserrechts. Stronach wiederum zog 2009 seine Fußballakademie aus Hollabrunn, wo Prölls Radlbrunn nicht fern ist, ab – ohne Angabe von Gründen.

Die politische Retourkutsche?

Jetzt soll die politische Retourkutsche erfolgen. Doch so leicht stellt sich die Lage für das Team Stronach nicht dar: Noch fehlt ein Gutteil der notwendigen Unterstützungserklärungen, die bis 27. Jänner bei der Landeswahlbehörde eingehen müssen: je 50 in allen 21 Bezirken. Es gehe schleppend voran, sagen Vertreter der Stronach-Partei über das Eintreiben der Stimmen. Man ist aber einfallsreich: Bald sollen „fliegende Notare“ auf den Straßen zum Einsatz kommen. Damit könnte man Wahlberechtigten den Weg in die Gemeindeämter und Magistrate ersparen, um für Stronach zu unterschreiben.

Auch bei der Erstellung der Wahlliste hapert es noch: Erst diese Woche ist dem Team Stronach seine Landesparteivorsitzende, Karin Prokop, als Kandidatin abgesprungen – angeblich, weil sie nie für den Landtag, sondern „immer schon“ lieber im Herbst 2013 für den Nationalrat kandidieren wollte. Inoffiziell heißt es, dass es entsprechenden Druck auf Prokop und ihre Familie, allen voran ihren Vater, seitens der Pröll-ÖVP gegeben habe. Als Alternative für einen der vorderen Ränge auf Stronachs Wahlliste gilt nun Ernest Gabmann junior, selbst Spross eines einstigen ÖVP-Landeshauptmann-Vizes.

Spitzenkandidat ist zwar Frank Stronach selbst, er will aber nicht in den Landtag einziehen. Floppt seine Bewegung in Niederösterreich, wäre sein Macherimage als einer, der „umrührt“ und neue Verhältnisse in einer zuletzt als „korrupt“ verrufenen Republik zu erschaffen versteht, aber in jedem Fall schwer beschädigt.

Nach Kärnten auch Salzburg, Tirol im Visier

Besser ist die Ausgangslage für das Team Stronach in Kärnten: Dort hatte man am Mittwoch innerhalb weniger Stunden die notwendigen 400 Unterstützungserklärungen beisammen. Dank bezahlter Profi-„Keiler“, wie der BZÖ-Chef und -Spitzenkandidat Josef Bucher meinte. „Eine glatte Lüge“ nennt das der Kärntner Stronach-Sprecher Thomas Fian: „Tausend Leute“ hätten sich für Stronach engagiert – auch bei den Erklärungen. „Und zwar, ohne einen Cent zu bekommen.“

Nach Kärnten hat die Bewegung auch die Salzburger Landtagswahl im Frühjahr im Visier: Stronach könnte dort nach dem Landes-Finanzskandal mit seinen Werten „Wahrheit, Fairness, Transparenz“ besonders punkten, glauben Parteistrategen. Als Kandidat angefragt wurde etwa der Judoka Ludwig Paischer. Ebenfalls möglich sei eine Kandidatur in Tirol, wo Ende April gewählt wird. Tirol wird aber geringere Bedeutung beigemessen.

Am Ende entscheidet sich für Neo-Politiker Stronach alles bei der Nationalratswahl: Im Bund will er, nach den ersten möglichen fünf Jahren, 2018 erneut antreten – um dann den Kanzler zu stellen, der er aber nicht selbst sein will. In den Nationalrat möchte er hingegen heuer schon persönlich einziehen. Aktuell hält das Team Stronach in Bundes-Umfragen bei zehn Prozent und Platz fünf hinter SPÖ, ÖVP, FPÖ und Grünen.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 05.01.2013)

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