Stadt Wien: Das Risiko der Nicht-Spekulanten

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Fremdwährungskredite, Cross-Border-Leasing und Derivatgeschäfte. Das Rathaus spekuliert nicht, es lässt spekulieren.

Wien/Red. Einen Frankenkredit als Spekulation zu bezeichnen, das sei doch lächerlich, meinte Wiens Bürgermeister Michael Häupl unlängst in einem Fernsehinterview. „Wir spekulieren nicht“, meinte er knapp und klar, nachdem der Salzburger Finanzskandal bekannt geworden war. Egal. Die Nicht-Spekulanten im Rathaus haben trotzdem ein finanzielles Problem. Denn weil der Kurs des Schweizer Franken gegenüber dem Euro stark gestiegen ist, hat sich der Kredit etwas verteuert. Würde die Stadt sofort aus diesem Kreditvertrag aussteigen, müsste sie 300 Millionen Euro mehr bezahlen als ursprünglich vorgesehen. Wer nämlich Fremdwährungskredite aufnimmt, nimmt ein Währungsrisiko in Kauf. Andernorts nennt man das auch Spekulation.

Derivatgeschäfte sind zwar in der Gemeindeverwaltung tabu, spekuliert wird allerdings im Nahbereich des Rathauses. So tätigte etwa die Stadthallengesellschaft ein „Knock-in-Put-Optionsgeschäft“. Es droht ein Millionenverlust. Die U-Bahn ist nach einem Cross-Border-Leasing unter anderem im Eigentum der US-Versicherung AIG. Der Konzern musste im Zuge der Finanzkrise von den USA gerettet werden. Eine Pleite hätte für Wien gravierende Folgen gehabt.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 12.01.2013)

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