Mensdorffs Feldforschung im Osten

Rumänien, Ungarn, Tschechien: Alfons Mensdorff-Pouilly half heimischen Konzernen bei Geschäften. Diskret und ohne schriftliche Unterlagen.

Wien/G.h. Das Honorar sei wirklich bescheiden gewesen, erinnerte sich Zeuge Wolfgang Ruttenstorfer am Mittwoch. Der ehemalige OMV-Chef schilderte, wie Alfons Mensdorff-Pouilly dem Mineralölkonzern 2004 half, die rumänische Petrom zu übernehmen. Eine Million kassierte Mensdorff damals. „Weniger als ein Promille der Vertragssumme“, resümierte Ruttenstorfer und war voll des Lobes.

Mensdorff-Pouilly verfügt über ein gutes Netzwerk in Zentral- und Osteuropa. Und dieses nutzte er für seine Auftraggeber. Nicht immer war er mit seiner „Markt- und Feldforschung“, wie er seine Dienste salopp bezeichnete, erfolgreich. Als die OMV 2005 die ungarische MOL schlucken wollte, war der Graf zwar auch auf der Payroll der Wiener, leider ohne Erfolg.

Vielleicht lag es aber auch daran, dass er gleichzeitig auch für die MOL „Feldforschung“ betrieben hat? Gerüchte, wonach Mensdorff für beide Seiten gearbeitet haben soll, kursierten im Sommer vergangenen Jahres in den Medien. Mehr gibt es auch nicht.

Schließlich, so hatte Ruttenstorfer am Mittwoch ausgesagt, habe Mensdorff an einer Art Schreiballergie gelitten. Die Ergebnisse seiner „Feldstudien“ habe er der OMV stets mündlich mitgeteilt.

Bekannt wurde Mensdorff aber als sogenannter Waffenlobbyist. Diese Tätigkeit brachte ihm erstmals im Februar 2007 ungewollte Schlagzeilen ein. Britische und schwedische Medien berichteten, dass tschechische Parlamentarier im Zusammenhang mit einem bevorstehenden Rüstungsauftrag über Gripen-Abfangjäger bestochen worden seien. In die Korruptionsaffäre verwickelt sei der Österreicher Mensdorff-Pouilly, hieß es damals. Mensdorff zeigt sich „ob der falschen Anschuldigungen überrascht“. Im Zuge dieser Affäre wird Mensdorff 2010 in London festgenommen, geht aber nach einem außergerichtlichen Vergleich zwischen dem Rüstungskonzern BAE Systems und den britischen und amerikanischen Justizbehörden frei. Nicht nur das: Für mehrere Tage britischer Haft kassiert der Graf im Mai 2011 umgerechnet 430.000 Euro Haftentschädigung.

In Österreich betrieb der Graf unter anderem beim Eurofighter-Kauf sowie bei der Vergabe des Blaulichtfunks Tetron „Markt- und Feldforschung“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 18.01.2013)

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