Lehrer fürchten 500.000 Euro Verlust

(c) Clemens Fabry
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Am Montag legen Claudia Schmied, Gabriele Heinisch-Hosek und Maria Fekter den Kurs für das neue Lehrerdienstrecht fest. Die Gewerkschaft lehnt die neue Gehaltskurve trotz höherer Einstiegsgehälter ab.

Wien. Die Verhandlungen über das neue Lehrerdienstrecht gehen in die nächste Runde. Am Montag versuchen Unterrichtsministerin Claudia Schmied, Beamtenministerin Gabriele Heinisch-Hosek (beide SPÖ) und Finanzministerin Maria Fekter (ÖVP) bei einem Treffen die weitere Vorgehensweise der Regierung zu akkordieren. Bald darauf soll dann das nächste Treffen mit der Lehrergewerkschaft stattfinden.

Die neuerlichen Verhandlungen mit der Gewerkschaft könnten für die Ministerinnen zum Kraftakt werden. Denn immer noch liegen die Positionen weit auseinander. Der Chefverhandler auf der Lehrerseite, Paul Kimberger, bezeichnet die derzeit vorliegenden Pläne der Regierung als „nicht tauglich, umgesetzt zu werden“. Da half auch das Zugeständnis der Finanzministerin nichts, das diese Ende vergangener Woche ablegte: Fekter verkündete, dass die geplanten höheren Einstiegsgehälter fix seien. Junglehrer sollten 2420 Euro brutto verdienen, und zwar unabhängig davon, in welchem Schultyp sie unterrichten. Derzeit ist das anders: Junge Bundeslehrer verdienen rund 2220 Euro, Landeslehrer erhalten 2025 Euro brutto.

„Der Plafond ist nicht erreicht“

Der Gewerkschaft geht die Erhöhung der Anfangsgehälter noch nicht weit genug: „Mit dem Vorschlag der Regierung ist der Plafond noch nicht erreicht“, sagt Kimberger im Gespräch mit der „Presse“. Wie hoch die Einstiegsgehälter mindestens sein sollten, wollte Kimberger nicht sagen. Es komme weniger auf die Einstiegsgehälter an sich, sondern vielmehr auf den Gesamtverdienst im Laufe der Berufstätigkeit an. Die von der Regierung vorgeschlagene Gehaltskurve – mit höheren Anfangs- aber geringeren Endgehältern – sei nicht tragbar. Lehrer würden durch diese nämlich „dramatische Verluste“ hinnehmen müssen, sagt Kimberger. Auf die gesamte Berufszeit gerechnet, würden sie laut Kimberger zwischen 300.000 und 500.000 Euro verlieren.

Der Vorschlag der Regierung würde tatsächlich einige wesentliche Veränderungen mit sich bringen: Die bisherigen 17 bis 18 Gehaltssprünge, die alle zwei Jahre stattfinden, sollen durch lediglich sieben Gehaltsstufen ersetzt werden. Die erste Gehaltsvorrückung soll es dabei erst nach 13 Jahren geben. Das Lehrergehalt würde dann bei 2760 Euro liegen (siehe Grafik). In der letzten Gehaltsstufe (nach 39 Jahren) würden Lehrer laut Plan 4330 Euro verdienen. Ein herber Verlust im Vergleich zum derzeitigen Letztgehalt, das bei Bundeslehrern 5140 Euro beträgt. Jenes der Landeslehrer ist mit 4500Euro festgesetzt.

Vergleiche zwischen altem und neuem Bezahlungssystem zu ziehen ist dennoch schwer. Denn im neuen Gehaltsschema können Lehrer einiges an Extrageld kassieren. Anders als bisher sollen Lehrer nämlich je nach unterrichtetem Fach Zulagen erhalten. In der AHS-Unterstufe wären das für Hauptfächer 24 Euro pro Wochenstunde zusätzlich. In der AHS-Oberstufe liegt die Zulage für diese Fächer bei 36 Euro. Extrageld gibt es auch für Spezialfunktionen wie die Betreuung von Junglehrern, für Schülerberatung oder Berufsorientierung.

24 Stunden pro Woche sind zu viel

Ein weiterer Streitpunkt ist die Lehrerarbeitszeit. Der Plan der Regierung: Alle Lehrer sollen verpflichtend 24 Stunden pro Woche unterrichten, wobei darunter auch Lernzeiten bei der Tagesbetreuung fallen. Das würde eine Mehrarbeit von bis zu vier Stunden pro Woche bedeuten. Ein Vorhaben, das Kimberger klar ablehnt. Solange die Lehrer nicht durch Sozialarbeiter und Psychologen entlastet werden, stehe eine Arbeitszeiterhöhung nicht zur Diskussion, bleibt der Gewerkschafter hart.

Angesichts der konträren Standpunkte bezeichnet Kimberger einen Verhandlungsabschluss in dieser Legislaturperiode als „ambitioniertes Ziel von Unterrichtsministerin Schmied“.

("Die Presse", Print-Ausgabe, 28.01.2013)

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