Akademikerball: Sorge vor "größtmöglicher Eskalation"

Akademikerball Sorge groesstmoeglicher Eskalation
Akademikerball Sorge groesstmoeglicher Eskalation(c) APA HERBERT P OCZERET (HERBERT P OCZERET)
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Rund 5000 Demonstranten könnten am Freitag in Wien gegen den Ball protestieren. Die Organisation SOS Mitmensch ortet ein "Match Demokratie gegen Rechtsextremismus".

Der Verfassungsschutz befürchtet bei den Protesten gegen den Akademikerball am Freitag Gewaltausbrüche, insbesondere durch deutsche Anarchisten. Bereits sechs Großdemonstrationen und mehrere kleinere Kundgebungen gegen den ehemaligen Burschenschafterball in der Wiener Hofburg wurden angemeldet. Aus Deutschland sollen mehrere Busse eintreffen. Ziel einiger Aktivisten sei es, eine "größtmögliche Eskalation" zu erreichen, zitiert der "Kurier" einen Verfassungsschützer. Die Pläne würden vom Steinewerfen bis zu direkten Attacken auf Ballbesucher reichen.

Wie die Zeitung am Donnerstag weiter berichtete, wurde Unterstützung von der niederösterreichischen Exekutive angefordert. Konkrete Angaben zum Polizeiaufgebot wollte Polizeisprecher Roman Hahslinger vorab nicht machen.

Rund 5000 Demonstranten werden erwartet. Zum Vergleich: Im Vorjahr marschierten rund 3000 Menschen aus Protest gegen den Ball des Wiener Korporationsrings durch die Straßen der Bundeshauptstadt - als dessen Nachfolgeveranstaltung wird der von der FPÖ organisierte Akademikerball gesehen.

Protestzüge und FPÖ-Kundgebung

Laut der Polizei wird es einen Marsch von der Mariahilfer Straße in Richtung Innenstadt geben, eine weitere Kundgebung führt vom Sigmund-Freud-Park zum Stephansplatz. Das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" will hingegen nicht laut demonstrieren, sondern plant eine Lesung sowie andere künstlerische Aktionen auf dem Heldenplatz. Ebenfalls am Heldenplatz wollen SOS Mitmensch und die SJÖ eine Mahnwache halten.

Zu der Mahnwache werden zahlreiche Künstler und Autoren erwartet. Die Schriftstellerin Lydia Mischkulnig wird unter anderem einen Text lesen. "Wir stehen für eine friedliche Protestkultur", betonte Alexander Pollak, Sprecher von SOS Mitmensch, am Donnerstag - und warnte davor, rechtsextremistische Taten zu verharmlosen: "Es geht nicht um ein Match links gegen rechts, wie einige Medien schreiben, sondern um ein Match Demokratie gegen Rechtsextremismus. Dieses Match darf unsere Demokratie niemals verlieren."

Die FPÖ will laut "Kurier" fast zeitgleich am Ballhausplatz gegen einen freien Zugang zum Arbeitsmarkt von Asylwerbern demonstrieren.

Ab 16.30 Uhr ist im gesamten Bereich der Wiener Innenstadt mit Verkehrsbehinderungen zu rechnen. Rund um die Hofburg gilt am Abend ein großräumiges Platzverbot (siehe Infobox und Karte unten).

Graf: "Nicht glücklich" über Änderung

Der Dritte Nationalratspräsident Martin Graf (FPÖ) lässt die Kritik an der Veranstaltung nicht gelten. Er betonte am Donnerstag im Gespräch mit der APA, dass sich in der Hofburg keine Rechtsextremen treffen würden: "Es ist letztlich der Ball der freiheitlichen Gesinnungsgemeinschaft und da darf man sich nicht wundern, dass sich dort freiheitlich gesinnte Menschen zu einem Ball treffen. Das ist so, als würde man sich wundern, dass am Kaffeesiederball Kaffeesieder sind."

Verärgert zeigte er sich über die geplanten Proteste. Dabei handele es sich um politisches Mobbing mit Beteiligung eines "linksextremen Mobs".

Er sei jedenfalls "nicht glücklich, dass es den WKR-Ball nicht mehr gibt". Dieser habe ein "breites Publikum" auch aus dem Ausland angezogen, zudem sei er ein wirtschaftlicher Faktor gewesen. Dennoch wird Graf den Akademikerball besuchen - im Gegensatz zu seinem Parteichef Heinz-Christian Strache, der am Freitag im Urlaub weilt.

Verkehrsinformation

Aufgrund zu befürchtender Ausschreitungen sperrt die Polizei Teile der Innenstadt ab (siehe Bild). Auch die öffentlichen Verkehrslinien sind von den Sichereitsmaßnahmen betroffen: Die Straßenbahnlinie 1 fährt ab etwa 17 Uhr nicht zwischen Julius Raab Platz und Karlsplatz. Der 2er fährt nicht zwischen Schwarzenbergplatz und Dr. Karl Renner Ring. Auch die Linie D ist nur zwischen Nußdorf und Augasse sowie Schwarzenbergplatz und Hauptbahnhof unterwegs. Die Linie 71 fährt wegen der Demonstrationen nur bis zum Schwarzenbergplatz.

Der 13A fährt nur zwischen Hauptbahnhof und Schadekgasse sowie Alser Straße und Siebensterngasse. Linie 57A fährt nur zwischen Rudolfsheim und Getreidemarkt.

Die Citybuslinien 1A, 2A und 3A werden voraussichtlich nicht in Betrieb sein. Die Vienna Ring Tram wird ebenfalls eingestellt.

(Red./APA)

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